Einigung: Mietvertrag für den Ludwigspark steht
Gestern zeigten sich Vertreter von Stadt und Verein noch "optimistisch" in Hinblick auf eine baldige Einigung in Sachen Mietvertrag, am heutigen Montag konnten beide Seiten (Vertreten durch Oberbürgermeister Uwe Conradt für die Stadt und Schatzmeister Dieter Weller für den Verein) den erfolgten Durchbruch im Rahmen einer Pressekonferenz verkünden: Die Stadt Saarbrücken als Eigentümer des Ludwigsparkstadions und der 1.FCS als geplanter Hauptmieter der Anlage haben sich nach monatelangen Diskussionen auf einen Mietvertrag einigen können. Nach der Rückkehr in den Ludwigspark im September 2020 hatten beide Seiten lediglich eine Nutzungsvereinbarung für die Saison 2020/21 getroffen.
Beide Seiten standen unter Zeitdruck: Bis kommenden Mittwoch muss der Verein beim DFB die endgültigen Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen. Die ganze Zeit ein offenes Geheimnis war aber auch die beiderseitige Abhängigkeit. Ein Auszug des FCS aus dem Ludwigspark und eine Rückkehr in das Exil wäre für die Stadt die wohl größte Hiobsbotschaft in der langen und skandalträchtigen Umbaugeschichte gewesen. Rund 50 Millionen Euro für eine Anlage ohne Hauptmieter auszugeben konnte sich die Stadt nicht leisten. Dafür fehlen bei diesem Stadion schlicht andere, große Mieter. Für den Verein wäre eine Rückkehr ins Exil nach Frankfurt ein Desaster gewesen, zumal bei einer erhofften Rückkehr von Zuschauern in der kommenden Saison. Auf Dauer hätte ohne echte Heimspielstätte auch der Fortbestand des ambitionierten Profibereiches auf dem Spiel gestanden.
Noch unter der Amtszeit von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hatte es erste Unstimmigkeiten um den Mietvertrag gegeben. Im Fokus standen die Höhe der Miete, insbesondere aber auch die Aufteilung der Marketingrechte nahm einen großen Platz in den Diskussionen ein. Dabei hatte der Verein bereits vor dem Beginn der Umbaumaßnahmen im Januar 2016 für einen Mietvertrag plädiert. Zu diesem Zeitpunkt zeigte der Eigentümer jedoch keinerlei Interesse an einer solchen Vereinbarung. In den vergangenen Monaten und mit dem stetigen Fortschritt und dem Spielbetrieb auf der Baustelle nahm die Brisanz in dem Thema wieder zu. Im Dezember hatte der Vermieter bereits - obwohl lediglich die Haupttribüne eingeschränkt genutzt werden konnte - einen hohen Rechnungsbetrag für die erste Halbserie verlangt und seine Vorstellungen auch beim Vertragsvorschlag einfließen lassen. Eine hohe Grundmiete, eine üppige Beteiligung an Fernsehgeldern und darüber hinaus Rechte für Catering, Marketing oder Werbeflächen standen im Raum. Das offenkundige Bestreben: Die explodierten Baukosten über den Rücken des Vereins zu refinanzieren. Der Verein pochte dagegen auf einen langfristigen Vertrag mit einer - ligaabhängigen - fairen und angemessenen Miete mit genügend Freiraum zum Atmen. Negative Beispiele aus der Republik (wie bei Alemannia Aachen) stehen bei Verein und Umfeld als Warnbeispiele auf der Agenda. Im April wurde so Sportrechtevermarkter Sportfive als externer Berater mit ins Boot geholt und zwischen beiden Seiten zu vermitteln.
Der erste Eindruck der bekannten Daten des Vertrages scheint annehmbar: Der Mietvertrag läuft über eine Laufzeit von zehn Jahren (bis zum 30.Juni 2031) und sieht eine flexible Miete vor. Eine Zahlung von 20 Prozent der Einnahmen von Eintrittskarten wird als Mieter an den Vermieter gehen. Mit dieser Konstanten kann der FCS ligaunabhängig planen und die Stadt kann bei sportlichen Erfolg auch Geld mit dem Stadion verdienen. Für die Saison 2020/21 wird dem FCS insgesamt einen Betrag von 200.000 Euro in Rechnung gestellt. Die Marketingrechte verbleiben laut Dieter Weller beim Verein. Catering (der Verein wird wie früher auch die Rechte an einen Caterer verkaufen) und Logen sollen ab dem ersten Spiel der neuen Saison (Zuschauer vorausgesetzt) vermarktet werden um Einnahmen mit dem neuen Stadion zu generieren. Am Rande der Veranstaltung kündigte der Schatzmeister auch moderate Eintrittspreise für die kommende Saison an. So soll der Stehplatz in der Saison 2021/22 zunächst zehn Euro kosten. Diese Preispolitik kann einerseits als "Entschädigung" für die vergangenen Jahre im Exil zu sehen sein, ist zugleich aber auch der Versuch beim Neustart im Park auch neue Zuschauer zum FCS zu locken. Ab der Saison 2022/23 sollen dann marktübliche Preise ausgerufen werden. Allgemein soll die Saison 2021/22 als Übergangssaison angesehen werden und beide Seiten haben unter anderem eine Pandemieklausel vereinbart.