Der späte Sieg in Halle war stark für die Moral. Es war durch den Zeitpunkt ein glücklicher Erfolg, über das komplette Spiel gesehen ging der Auswärtssieg jedoch durchaus in Ordnung. Der Lohn: Nach zwölf Spieltagen liegt man in der ausgeglichenen Spielklasse plötzlich auf einem direkten Aufstiegsplatz. Nach der langen Rückkehr aus Halle gab es am Sonntag eine Regenerationseinheit, der Montag war gewohntermaßen ein freier Tag. Seit Dienstag läuft nun mit einer täglichen Trainingseinheit die unmittelbare Vorbereitung auf das Spiel gegen München.
1860 München ist eine Mannschaft mit Druck. Sie sind mit sehr großen Ambitionen in die Saison gegangen und liegen aktuell nur einen Zähler vor den Abstiegsrängen. Dadurch laufen sie den eigenen Erwartungen hinterher und müssen aktuell den ersten Blick nach unten werfen. Dazu kommen die sechs Ligaspiele ohne Sieg. Eine schwierige Situation und doch geht der Turnaround in der Spielklasse schnell. Gerade das Spiel nach einer längeren Pause bietet sich für einen Neustart an und auch der Rückstand nach oben ist noch komplett überschaubar. Die Qualität innerhalb der Löwen-Mannschaft ist unbestritten. Der Kader ist fast identisch mit dem Aufgebot der letzten Saison und da war es ein potenzieller Aufstiegskader. Sie sind sehr spielstark, gehen viel auf Ballbesitz. Dazu kommen starke Einzelspieler wie Lex, Mölders, Staude, Wein oder Dressel. Wie in allen Saisonspielen ist ein Spiel mit zwei ungefähr gleichstarken Mannschaften. Ein klares Ziel muss der Heimsieg sein.
Es ist höchste Zeit mal zwei Siege in Folge zu schaffen, im heimischen Stadion die nächsten Punkte zu holen und das nächste kleine Ausrufezeichen zu setzen. Wichtig wird eine bessere Balance als in Halle sein beziehungsweise eine allgemein verbesserte Defensive. Auf Dauer kann man Spiele mit einer Abwehrleistung wie in der ersten Hälfte nicht gewinnen und auch zwei Gegentore pro Spiel sind nicht tragbar. Die Balance für die Defensive ohne zugleich die zuletzt starke Offensive zu verlieren wäre der nächste große Schritt.
Personelle Situation
Voll war der Trainingsplatz im FC-Sportfeld am Mittwoch. Gleich 29 Akteure standen auf dem Feld. Dadurch ist auch die personelle Ausgangslage für den Samstag positiv. Definitiv nicht zur Verfügung stehen Steven Zellner und Boné Uaferro. Uaferro ist immer mal wieder im Kraftraum im Sportfeld unterwegs, wird nach seinem Achillessehnenriss allerdings noch für viele Monate fehlen. Eine Rückkehr ist frühestens zum Ende der Saison hin angedacht.
Als einziger Akteur war Uaferro am Mittwoch nicht auf dem Platz aktiv. Zellner befindet sich nach wie vor in der Phase von Lauftraining. Sein Comeback wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Deutlich weiter ist Sebastian Bösel. Nach den zahlreichen Rückschlägen ist er mittlerweile wieder im Mannschaftstraining aktiv. Der Trainingsrückstand ist groß, auch will ein neuerlicher Rückschlag vermieden werden. Wie schnell der 26-Jährige eine Alternative für den Kader werden kann, ist noch nicht bekannt. Am Samstag ist er für den SR als Co-Kommentator tätig. Ein Fragezeichen steht zudem hinter Maurice Deville.
Der Flügelspieler kehrte angeschlagen von der Nationalmannschaft zurück und war in der bisherigen Woche im individuellen Bereich aktiv. Pius Krätschmer wurde durch Adduktorenprobleme in den letzten beiden Pflichtspielen geschont, mittlerweile soll er wieder vollständig im Mannschaftstraining aktiv sein. Ein ausführliches Update ist wie gewohnt auf der Pressekonferenz am Freitag zu erwarten.
Vorbelastete Akteure
Der FCS spielt im Vergleich zur Vorsaison einen robusteren Fußball und sammelt durch die Spielweise mehr gelbe Karte. 32 Gelbe Karten bekam man in den ersten zwölf Spielen, in der kompletten Vorsaison waren es 61 Karten gewesen.
In Luca Kerber ist nun auch der erste Spieler mit vier gelben Karten vorbelastet. Bei einer weiteren Verwarnung muss der 19-Jährige ein Spiel pausieren. Dominik Ernst, Minos Gouras, Manuel Zeitz und Robin Scheu stehen bei drei gelben Karten. Uwe Koschinat sah zwei gelbe Karten. Bei der vierten gelben Karte folgt für den Trainer eine Sperre.
Die FCS-Taktik
In den letzten vier Spielen hat der FCS jeweils in einem 4-4-2-System gespielt. Das System mit zwei Spitzen wird der Trainer in der aktuellen Form der Angreifer antasten. Eine dieser Optionen ist der Wechsel auf ein 4-1-4-1-System.
Diese Überlegung hatte Koschinat vor Halle schon explizit in den Raum geworfen. Bei Doppelspitze könnte ein 3-5-2-System wie auch ein 4-4-4-2-System mit einer Raute ins Spiel kommen. Beide System nehmen die Last der Flügelpositionen und könnten als Überlegung gesehen werden um Günther-Schmidt in die Startelf zu bringen.
Wie könnte der FCS beginnen?
Zum 74.Mal in Folge wird Daniel Batz in einem Ligaspiel das FCS-Tor hüten. Diese Marke haben bisher überhaupt nur sechs FCS-Spieler geknackt. Zuletzt wechselten sich Licht und Schatten beim Schlussmann ab. Auch in Halle hatte er einige starke Aktionen und agierte als der gewohnt sichere Rückhalt. Von einer Teilschuld kann man ihm beim Ausgleich jedoch nicht freisprechen. Sein Vertreter bleibt Marcel Johnen.
In der Viererkette gibt es dagegen einen erhöhten Konkurrenzkampf. Nach jeweils zwei Gegentoren in den letzten drei Spielen eine notwendige Erkenntnis. Zwei Spieler sind gesetzt. Einmal ist das Dominik Ernst auf der rechten Abwehrseite.
Der Außenverteidiger geht mit viel Einsatz voran, besticht mit extrem großer Laufbereitschaft und ist klar Stammspieler. Auf dieser Position muss man sich keine Gedanken machen. Obwohl vieler seiner Flanken zu flach kommen ist er aktuell mit vier Vorlagen der beste Vorlagengeber bei den Malstättern. Boeder ist die Alternative für rechts hinten. Neben ihm spielt Manuel Zeitz als ein Teil der Innenverteidigung. In den oft wechselten Abwehrformationen agierte er als Fels in der Brandung.
Am Samstag wird er sein 265.Ligaspiel für den 1.FCS bestreiten. Nur sechs Spieler haben mehr Spiele für den FC bestritten, der letzte Spieler war Walter Müller im März 1987! Die beiden weiteren Positionen sind mit mehr Fragezeichen versehen. Gegen Halle erwischte Erdmann einen rabenschwarzen Tag. Man ist volles Risiko gegangen, der Spieler war aber einfach nicht bereit für einen Einsatz und die Verantwortung.
Nun steht Uwe Koschinat vor der nächsten Entscheidung: Schenkt er Erdmann direkt wieder das Vertrauen? Oder geht man auf den Versuch den Spieler über Einwechslungen von der Bank wieder in Form zu bringen? Alternativen gibt es jedenfalls: Pius Krätschmer steht wieder zur Verfügung. Er war vor Halle ein fester Bestandteil der Innenverteidigung. Beste Karten sollte jedoch Lukas Boeder besitzen.
Er hat die zweite Halbzeit gegen Halle bestritten, eine starke Leistung gezeigt und die Defensive stabilisiert. Mit der Spielpraxis aus dem Pokal und der Zeit bei der Mannschaft ist er mittlerweile von vollwertiges Mitglied im Kader. Nun muss er wahrscheinlich auch von Beginn an seine Qualitäten unter Beweis stellen. Links kämpfen Müller und Galle um den Platz. Nachdem Müller einige Wochen die Wahl war, zeigte Galle im Pokal und gegen Halle eine gute Leistung. Haben die Auftritt gereicht um Müller wieder auf die Bank zu verdrängen? Er ist auch die Wahl zwischen den Offensivqualitäten von Müller und der körperlichen Robustheit von Galle.
Im zentralen Mittelfeld bleibt Luca Kerber der Fixpunkt. Die Rolle des 19-Jährigen ist fest zementiert. Längst ist Kerber nicht mehr der klassische Sechser, sondern mehr als Achter unterwegs und übernimmt große Investitionen in die Offensiv. Neben ihm spielte in den letzten Wochen Alexander Groiß als reiner Sechser. Er kann Kerber die Freiheiten für sein Spiel geben und konnte in Halle auch seine Stärken als körperlich starker Spieler geben. Mit diesem Auftritt sollte er sich auch für Samstag empfohlen haben.
Die Konkurrenz ist da. Dave Gnaase wäre die offensivere Variante, dazu könnten auch Innenverteidiger wie Krätschmer oder Zeitz nach vorne gezogen werden. Im Rautensystem würde sich Tobias Jänicke auf die zweite Position des Achters setzen und Groiß und Kerber ergänzen.
Bleibt es beim aktuellen System, so ist Jänicke auf dem rechten Flügel gesetzt. Er hat die veränderte Rolle im Spiel von Uwe Koschinat angenommen und besticht mit einer guten Form. Als großer Vorteil darf seine Spielintelligenz samt der Möglichkeit viele Positionen auf unterschiedliche Arten zu interpretieren zählen. Robin Scheu sollte auch wieder zur Option werden. Er braucht Spielpraxis von der Bank und wird sich dann erst mal im Kampf mit Jänicke durchsetzen müssen.
In Halle brachte Koschinat Günther-Schmidt auf den Flügel. Eine dauerhafte Option sollte dies jedoch kaum werden. Spieler wie Deville (sofern fit), Korzuschek, Köhl oder Steinkötter können ebenfalls nur von der Bank ein Thema sein. Sie alle sind dann auch ein Thema für die linke Seite. Dort ist Minos Gouras in der Regel der gesetzte Mann. Nach den starken Leistungen zu Saisonbeginn hat er zuletzt etwas nachgelassen, in Halle war es ein schwieriges Spiel.
Bei einer Systemumstellung könnte er zum Opfer der Überlegungen werden, andernfalls ist er der gesetzte Mann auf der linken Seite. Seine Qualitäten sind wohlbekannt und seine Geschwindigkeit tut dem FC-Spiel gut. In einer Raute könnte Julian Günther-Schmidt in die Mannschaft rücken. Er ist wieder fit und drängt in die Startelf. Endlich ist es die Qual der Wahl für den Trainer. Denn im Angriff gibt es keinen Raum für Wechsel. Grimaldi ist merklich in einer guten körperlichen Form angekommen und übernimmt längst die ihm zugedachte Rolle als Sturmtank. Als Partner ist Sebastian Jacob gesetzt. Auch bei Jacob merkt man die verbesserte körperliche Situation, in Halle agierte er als verkappter Spielmacher und war der beste Mann auf dem Platz. Spieler mit solcher Qualitäten sind nicht zu ersetzen.
Mögliche Aufstellung
Ersatzbank
Marcel Johnen (ETW) | Dennis Erdmann | Pius Krätschmer | Mario Müller | Dave Gnaase | Robin Scheu | Tim Korzuschek | Julian Günther-Schmidt | Justin Steinkötter |