Auch er begann seine Laufbahn in Deutschland beim FCS. Jonathan Akpoborie nimmt uns für unser FCS-Forum mit zu seinen Stationen im Fußball und wie er die Zeit in seinen Vereinen erlebt hat.
Herr Akpoborie, bitte erzählen Sie uns etwas über den Weg zum Gewinn der U16 WM 1985 für Nigeria. Wie verlief das Turnier in Ihren Augen?
Jonathan Akpoborie: Ich war noch ein kleiner Junge in diesem Turnier. Wir gingen als die Underdogs in diesen Wettkampf. Unser erstes Ziel war es, die Gruppe zu überstehen. Als dies geschafft wurde schlugen wir Ungarn im Viertelfinale. Wir erfuhren, dass wir im Halbfinale nun gegen Guinea spielen. Unsere Motivation brachte uns nicht bis zu diesem Punkt, um dann gegen ein anderes afrikanisches Land zu verlieren. Das Spiel war sehr eng, aber wir gewannen im Elfmeterschießen. Das Finale gegen Deutschland war sehr speziell. Unsere Konterstrategie war die beste Waffe, die für uns funktionierte. Wir haben unsere Chancen nicht gut genutzt, denn wir hätten bereits zur Halbzeit mit drei Toren führen können. Aber am Ende gewannen wir mit zwei haltbaren Toren. Dieses Turnier gab mir das Vertrauen, dass ich im professionellen europäischen Fußball bestehen könnte.
Ein bisschen später wechselten Sie vom Klub Julius Berger Lagos (jetzt Bridge Football Club) in die USA zum Brooklyn College, bei dem Sie ein Sportstipendium erhalten hatten. Wie verlief dort die Zeit?
JA: Amerika war eine Lernkurve für mich, die ich sehr gut genutzt habe. Mit dem Brooklyn College gewannen wir den New York State NCAA Titel und verloren im Halbfinale des nationalen Fußballturniers. Kein anderes Team dieser Uni hatte das jemals zuvor geschafft. Von hier aus wechselte ich dann nach Saarbrücken.
Nach der Zeit in den USA war der erste Klub in Deutschland – wie Sie bereits sagten – 1990 der 1. FC Saarbrücken. Wie würden Sie die zwei Jahre im Saarland beschreiben? Was haben Sie hier gelernt und wie war die Atmosphäre im Team?
JA: Saarbrücken war bittersüß. Ich war zum ersten Mal in Deutschland und konnte die Sprache nicht verstehen. Die Kultur war ebenso ein großes Problem für mich, so musste ich es auf die harte Tour lernen. Es war auch mein erster professioneller Vertrag. Alles ging so schnell, alles zur gleichen Zeit. Es gab Entscheidungen, die ich treffen musste und einige betrafen meinen Fußball von außerhalb des Feldes. Aber es war alles langfristig eine gute Erfahrung für mich. Obwohl ich mir gewünscht hätte mehr für die FCS Fans zu tun.
Sie wechselten 1992 zu Jena. Ebenso haben Sie später für die Stuttgarter Kickers, Waldhof Mannheim, Hansa Rostock, den VfB Stuttgart und Wolfsburg gespielt. Bitte nehmen Sie uns mit zu den verschiedenen Vereinen in Ihrer Karriere. Was waren besondere Momente in dieser Zeit und warum?
JA: Der Wechsel zu Jena kam zur richtigen Zeit. Ich lernte in kurzer Zeit in Jena deutsch, war besser ins Team integriert und erzielte mehr Tore für die Mannschaft. Es war wie ein nach Hause kommen für mich. Als Team konnten wir im zweiten Jahr nicht das wiederholen, was wir in der ersten Saison zusammen erreicht hatten und so verließ ich den Klub danach für die Stuttgarter Kickers.
Bei den Kickers wollten sie den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen, was für uns schwer zu erreichen war. Wir hatten eine sehr teure Truppe, aber der Großteil des Teams mochte den Trainer nicht wirklich. Ich fühlte mich jedoch zum ersten Mal zu Hause in Deutschland. Die Saison begann nicht gut für mich bezüglich Toren, aber ich spielte sehr gut. Nach der Winterpause kamen die Treffer. Ich erzielte 37 Tore in 32 Partien für die Kickers. Bei weitem der angenehmste Ort für mich vom Gefühl her in Deutschland, auch wenn wir den Aufstieg nicht erreicht hatten. Ich musste den Klub dann für Waldhof Mannheim verlassen.
Wir dachten alle, Mannheim hätte sich für die 1. Bundesliga qualifiziert, also unterschrieb ich dort nur um dann festzustellen, dass dies nicht der Fall war. Mannheim war auch eine sehr gute Stadt für mich und ich machte da weiter, wo ich bei den Kickers aufgehört hatte. Das Team war gut und wir hatten einen sehr guten, taktischen Coach mit Uli Stielike. Aber die Mannschaft konnte die Leistung nicht wirklich auf dem Platz zeigen. Ich erzielte wie gewöhnlich meine Tore, aber musste den Verein im Winter dann für die 1. Bundesliga verlassen. Es gab um die sechs Angebote aus der Bundesliga dank Roger Wittmann. Er entschied für mich zu Rostock zu gehen und das tat ich.
Rostock war wie die Stuttgarter Kickers, ich fühlte mich zu Hause. Die Spieler machten es mir sehr leicht und die Tore kamen von Tag 1 an. Der Trainer war auch fantastisch. Ich hatte eine großartige Zeit in Rostock.
Ich entschied mich nach Stuttgart zu wechseln bei so vielen Angeboten, die von Roger kamen. Er war großartig in seinem Job. Der Fußball in Rostock war auch sehr gut, aber sie hatten ein paar finanzielle Probleme und so verließ ich den Verein am Ende der zweiten Saison.
Giovane Elber verließ den VfB Stuttgart und so war ich der Ersatz, der von Trainer Joachim Löw geholt wurde. Es war eine fantastische Erfahrung für mich. Das erste Mal europäischer Wettbewerb mit dem Pokal der Pokalsieger und Bundesliga. Das Training hatte immer Spaß gemacht und wir waren sehr beschäftigt aufgrund des zusätzlichen europäischen Wettbewerbs. Das einzige Problem, was wir in Stuttgart hatten, war, dass das Team nicht gut von den Fans unterstützt wurde. Sie machten die Mannschaft die meiste Zeit auf dem Feld so nervös. Es war angenehmer für uns auswärts und da besser zu spielen als zu Hause, speziell im Europacup. Deshalb qualifizierten wir uns in diesem Jahr für das Finale. Zusammengefasst war Stuttgart eine fantastische Erfahrung für mich.
Wolfsburg kam am letzten Tag der zweiten Saison nach Stuttgart, ich wollte nicht Nein sagen. Ihr Projekt war fantastisch, also gab ich Roger die Einwilligung zu handeln. Vom ersten Tag an lag die komplette Konzentration auf Wolfsburg. Ich erzielte einige sehr schöne Tore dort, sogar auch bei Rostock. Die Zuschauer, das Stadion und die Stadt. Wir alle hatten dort eine bemerkenswerte Zeit und ich werde das für den Rest meines Lebens nicht vergessen.
Der Kreis schloss sich mit dem Wechsel zurück zum FCS 2001, aber mit nur wenigen Spielen. Was lief damals schief?
JA: Ich hatte kein sehr gutes Comeback in Saarbrücken aufgrund von Verletzungen und ich musste schließlich deswegen meine Karriere beenden. Ich wünschte wirklich, ich hätte den Fans das geben können, was sie von mir erwartet hatten, außer meiner Verletzung.
Was haben Sie in den letzten Jahren nach dem Ende Ihrer Karriere gemacht?
JA: Wir besitzen eine kleine Spieleragentur in Zürich. Stars4all und ich arbeite jetzt mit diesem Unternehmen.
Verfolgen Sie noch den FCS und haben Sie ein paar Worte für die Fans des 1. FC Saarbrücken?
JA: Ja, das tue ich. Und ich hoffe, dass sie im nächsten Jahr aufsteigen.
Vielen Dank für das Interview!