- Offizieller Beitrag
Er ist die deutsche Nummer 1 im Darts, WM-Halbfinalist und großer Anhänger des FCS. In unserem Interview für das Forum gibt der „German Giant“ Gabriel Clemens einen Einblick in seinen Sport und bewertet die Lage beim FCS aus seiner Sicht.
Hallo Herr Clemens! Letztes Jahr im Halbfinale der WM, in diesem Jahr haben Sie Runde 3 erreicht. Was war der Unterschied zur WM 2023, nach welcher Sie in aller Munde waren?
GC: Der größte Unterschied war, das ich nicht so weit gekommen bin wie letztes Jahr. Die Vorbereitung und alles Sonstige waren ähnlich wie das Jahr davor, auch mein Average war ähnlich. Nur hat mir in diesem Spiel gegen Dave Chisnall einfach auch das Timing gefehlt.
Das großartige Viertelfinale gegen Gerwyn Price blieb in Erinnerung. Ganz ehrlich, was dachten Sie, als Price plötzlich mit großen Kopfhörern auf der Bühne spielte?
GC: Diese Frage musste ich jetzt schon so oft beantworten... Ganz ehrlich war es mir komplett egal und ich wollte einfach weiter machen wie bisher da ich ja führte und das Spiel gewinnen.
Wie sind Sie mit dem Hype umgegangen, der um Sie entstanden ist nach dem großen Erfolg Halbfinale?
GC: Ach, ich bin der gleiche Mensch geblieben, hab immer noch dieselben Freunde, usw. Natürlich war gerade die erste Zeit nach der WM geprägt von vielen Terminen.
Bis vor kurzem gingen Sie noch einem normalen Beruf nach, setzten aber doch alles auf die Karte Darts. Wie bewerten Sie Ihre Entscheidung aus heutiger Sicht und vermissen Sie den alten Beruf?
GC: Bis jetzt kann ich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe. Aber ich weiß auch, dass es immer schnell mit einer Karriere, egal in welcher Sportart, vorbei sein kann. Von daher bin ich froh, dass ich einen normalen Beruf gelernt habe und auch jederzeit wieder in diesem arbeiten könnte, denn Spaß hat mir dieser auch gemacht.
Von Gaga zum German Giant. Wie kam es eigentlich zum Spitznamenwechsel?
GC: Der Spitzname ist immer noch Gaga für meine ganzen Menschen um mich herum, aber beim Darts hat man ja eher einen Künstlernamen und da haben wir mit ein paar Freunden German Giant gut gefunden und das dann umgesetzt.
Nicht Michael van Gerwen, Gerwyn Price oder Peter Wright, sondern in den letzten Monaten die neue Nummer 1 der Order of Merit-Rangliste und gleichzeitig neue Weltmeister Luke Humphries, sowie vor allem jetzt bei der WM der erst 16-jährige Luke Littler haben die Massen begeistert. Wie haben Sie Ihre Konkurrenten in den letzten Monaten auf der Tour erlebt und war das Abschneiden der beiden Finalisten so zu erwarten?
GC: Bei Luke Humphries war es natürlich abzusehen, da er vorher schon sehr viele Turniere gewonnen hatte. Bei Luke Littler konnte man das nicht erwarten. Umso mehr bin ich gespannt, wie er jetzt damit umgeht. Er ist vermutlich das größte Talent, das man die letzten Jahre, vielleicht sogar jemals, gesehen hat.
Die Legende Raymond van Barneveld kehrte aus dem Ruhestand nochmal zurück und ist auf der großen Tour wieder mit dabei, Rekordweltmeister und Ikone Phil „The Power“ Taylor bislang nicht. Was können Sie zu „Barney“ und „The Power“ sagen?
GC: Beide haben natürlich sehr große Karrieren gehabt und irgendwann ist es auch Zeit in Rente zu gehen. Barney hat für sich, warum auch immer, entschieden, nochmal zurückzukommen. Er spielt seitdem auch sehr gute Darts, aber ob es reicht nochmal einen großen Titel zu gewinnen glaube ich aktuell nicht. Taylor wird definitiv nicht zurück auf die Tour kommen.
Caller Russ Bray beendete mit dem WM-Finale seine Karriere. Wie haben Sie ihn über die Jahre erlebt?
GC: Russ ist ein unheimlich netter und witziger Mensch. Jeder verbindet seine Stimme mit Darts und jeder kennt seine markante 180. Allerdings ist es auch in diesem Fall irgendwann Zeit zu gehen. Aber er wird ja die PDC noch repräsentieren und auch einige Einladungsturniere noch callen.
Aus deutscher Sicht, mit welchem Spieler haben Sie am meisten zu tun und wie sehen Sie allgemein die Entwicklung bei uns?
GC: Wir sind alle oft zusammen unterwegs. Natürlich habe ich vielleicht mit Martin Schindler am meisten zu tun, da wir auch zwei Mal den World Cup zusammen gespielt haben. Ich denke die Entwicklung ist gut, es kommen immer mehr junge Spieler nach und mittlerweile sind wir auch 9 Deutsche auf der Tour.
Blicken wir nun auf den FCS. Wann hatten Sie zum ersten Mal mit dem Verein zu tun und wurden Sie direkt zum Fan?
GC: Das war in der Saison 91/92. Damals fuhr unser Nachbar jedes Spiel schauen. Er hatte einen Sohn in meinem Alter und so kam es, dass ich mich für den FCS interessierte und ab diesem Zeitpunkt Fan war.
Was sind Ihre schlimmsten, bzw. schönsten Erlebnisse mit dem FCS?
GC: Ach, da gibt's ja in viele Richtungen viele Erlebnisse. Aufstiege, Abstiege, es ist nie langweilig. Aber besonders schön muss ich sagen war, auch wenn es sich doof anhört, die Oberligazeit und die damit verbundene Zeit unter Dieter Ferner.
Wie bewerten Sie die aktuelle Lage beim Klub, auch mit Blick auf die Lage in Liga 3 und den DFB-Pokal?
GC: Pokal ist natürlich sensationell. Aber in der Liga dürften es ruhig ein paar Punkte mehr sein. Allerdings sind es ja noch ein paar Spiele und vielleicht wird es ja noch was mit dem Aufstieg. Ich würde es den Spielern wirklich gönnen.
Viele Fans haben einen Lieblingsspieler bei den Blau-Schwarzen. Sie vielleicht ebenfalls und wenn ja, wen?
GC: Selbstverständlich hatte ich die früher auch. Am Anfang natürlich Eric Wynalda, Sambo Choji und Co. Vom aktuellen Kader kenne ich einige Spieler und kann einfach nur sagen, das es gute Jungs sind die alles für den Verein geben.
Was wünschen Sie sich aus sportlicher und persönlicher Sicht für 2024?
GC: Gesund und glücklich sein. Natürlich will ich auch erfolgreich Darts spielen, aber auch das ist nicht alles im Leben.
Vielen Dank für das Interview!