Interview Gunter Thiebaut

    • Offizieller Beitrag

    Er gehörte mit seinen Toren zu unseren Aufstiegshelden 2003/04. Im Interview mit unserem FCS-Forum erinnert sich Gunter Thiebaut an das entscheidende Spiel um den Aufstieg gegen Schweinfurt und äußert sich über seine neue Karriere nach der aktiven Zeit.

    Hallo Gunter, junge Spieler sagen oft es ist ihr Traum Profi zu werden. War es bei Dir genauso oder hattest Du einen anderen Plan, wenn es mit dem Fußball nichts geworden wäre?

    Gunter Thiebaut: Ich hatte nicht wirklich den Traum Profifußballer zu werden als ich jung war. Ich habe Fußball geliebt, ja. Aber Profifußballer zu werden war nicht in meinem Kopf. Ich wollte nur studieren um mein Diplom an der Universität zu machen. Bis ich 19 Jahre alt war habe ich in der dritten und vierten Liga in Belgien gespielt und ich war da eines der größten Talente. Aber ich habe nicht gedacht, dass ich Profi werden würde. Auf einmal hat es jedoch geklappt und das was richtig gut. Man sieht, dass man immer daran glauben sollte, dass so etwas passieren kann.


    In den ersten Jahren Deiner Karriere hießen Deine Stationen unter anderem Lebbeke und Aalst. Wie hast Du die Zeit dort erlebt?

    GT: In Lebbeke war ich noch kein Profi, das war noch 4. Liga. Dort bin ich aber dann Meister geworden mit dem Team.

    Danach ging ich zu Aalst in die 1. Liga und habe diesen Schritt gemacht. Es war unglaublich als junger Kerl Profi zu sein, dieser Sprung von der vierten in die erste Liga. Viele Leute haben zu mir gesagt ich solle es nicht tun, dieser Sprung sei zu groß, aber ich wollte ihn unbedingt machen und ich bin froh es getan zu haben. Es war eine riesen Zeit in Aalst, auch in Lebbeke. Eigentlich überall. Aber Aalst war mein erstes Profijahr, das war überragend.


    Du warst 2001/02 auch ein Jahr auf Zypern bei Nikosia. Wie kam es zu diesem Wechsel und was kannst Du über dieses Jahr sagen?

    GT: Nach Zypern bin ich gegangen, weil der Verein einen belgischen Trainer hatte und er mich gefragt hatte dorthin zu kommen. Das war der Grund. Es war auch richtig toll, weil ich da Champions League Quali gespielt und auch toll gegen Roter Stern Belgrad getroffen habe. Das war fantastisch. Außerdem war es das erste Mal im Ausland für mich und damit auch das erste Mal ganz alleine. Das war wiederum nicht so einfach.

    In dieser Zeit wurde ich aber auch nicht bezahlt - wie oft dort - und dann habe ich gesagt „ok, tschüss“. Sie wollten verlängern, da wollte ich nicht mehr und dann bin ich zurück nach Belgien gegangen.


    Vom FC Denderleeuw ging es dann 2003 für 2 1/2 Jahre zum FCS. Was oder wer hat Dich überzeugt zum FCS zu wechseln?

    GT: Eigentlich wollte ich erst nach Lokeren in die erste belgische Liga gehen und hatte da ein Angebot vorliegen. Sie spielten zu diesem Zeitpunkt auch europäisch. Letztendlich hat das nicht geklappt. Und Saarbrücken hat immer nachgefragt und nachgefragt. Im Jahr zuvor wurde der Aufstieg ja verpasst.

    Es war eine richtig gute Mannschaft und dann noch mit neuen Leuten dabei, dann war ich auch überzeugt wir können mit dieser Truppe aufsteigen. Das ist es was jeder will, aufsteigen. Saarbrücken hatte wirklich so lange gefragt, ich solle zum Klub wechseln, man könne aufsteigen. Ich finde es super, wenn ein Verein so hartnäckig ist und letztendlich sagst du dir dann auch, wenn die mich so gerne wollen, dann mache ich das auch.


    Du bist mit dem Team in Deinem ersten Jahr direkt von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Was waren die Gründe für den Aufstieg und was kannst Du zu Deinem ersten Jahr beim FCS noch sagen?

    GT: Der Aufstieg, unfassbar eigentlich. Peter Eich, der Elfmeter. Unglaublich, was dort passiert ist. Dieser Elfmeter kurz vor Schluss, ich kann es nicht anders sagen, es war unglaublich. Es war am Ende auch verdient, wir hatten eine gute Saison gehabt. Nicht überragend und auch schwierig, aber es war trotzdem doch eine gute Spielzeit. Die Fans standen immer hinter uns, das war fantastisch. Auch auswärts immer so viele Leute dabei, das war super. Mit Faysal El Idrissi im Angriff, das war so toll für mich mit ihm zusammen zu spielen. Wir sind auch gute Freunde geworden in dieser Zeit.

    Ich glaube auch, dass wir einen guten Kader hatten, nicht nur mit 11, sondern mit 18 oder 19 Spielern. Und das war auch wichtig, da es keine einfache Saison war. Das letzte Spiel, ich glaube viele Menschen sind fast gestorben am Ende und dann hat Peter diesen Elfmeter gehalten, unglaublich. Das kannst du einfach nicht beschreiben. Eigentlich müsste man einen Film drehen über diese Spielzeit.


    Es folgten die Jahre in der 2. Bundesliga. Was ist Dir aus dieser Zeit noch besonders im Gedächtnis geblieben ist? Wie kamst Du mit Horst Ehrmantraut und Eugen Hach klar?

    GT: Die Jahre in der 2. Bundesliga waren nicht einfach, weil wir immer gegen den Abstieg kämpfen mussten. Aber klar, das wussten wir auch vorher, dass es nicht einfach werden würde.

    Für mich persönlich noch einer der wichtigsten Momente waren meine drei Tore in neun Minuten in Ahlen. Ich glaube viele Personen können sich daran noch erinnern. Was da passiert ist in diesem Spiel mit Trainer Ehrmantraut und seiner Ansprache in der Halbzeit, er hat uns alle da kaputt gemacht. Danach sind wir rausgegangen, ich habe drei Tore erzielt und es war mit Blick auf die Tabelle ganz wichtig. Wenn wir diese Partie verloren hätten wären wir wohl in Sachen Abstieg dabei gewesen. Ich erinnere mich da auch noch, dass der Präsident zu mir gekommen ist nach der Partie und sich bedankt hat.

    Horst Ehrmantraut, manchmal konnte er ziemlich böse sein. Mit Eugen Hach hatte ich ein gutes Verhältnis, aber auch nichts spezielles, er war nicht so lange da. Eigentlich habe ich aber mit jedem Trainer ein gutes Verhältnis gehabt. Ab und zu hat man mal eine Diskussion und Auseinandersetzung, das kann mal passieren, auch mit Horst Ehrmantraut und Eugen Hach. Am Ende wollen wir alle aber nur eines: Die Spiele zu gewinnen. Und dann braucht man auch manchmal solche Diskussionen. Das gehört dazu, das ist professioneller Fußball und da ist auch nichts Schlimmes dran. Mit beiden Trainern verbinde ich jedoch gute Erinnerungen.


    Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Spielern des FCS?

    GT: Eigentlich habe ich noch mit einigen Ex-Kollegen Kontakt. Faysal El Idrissi zum Beispiel. Mit Mustapha Hadji habe ich auch noch oft Kontakt, weil wir seinen Sohn Zachary begleitet haben. Manchmal über Facebook und Instagram auch noch mit Marco Laping und anderen. Professionell habe ich noch Kontakt mit Sebastian Pelzer, mittlerweile Sportdirektor bei Chicago Fire und mit Alexander Rosen in Hoffenheim. Das ist auch schön so, noch mit ihnen in Kontakt zu stehen. Wir hatten eine richtig gute Zeit zusammen.


    Du warst auch noch für Maastricht und Lierse SK im Einsatz. Gab es hier besondere Momente, die Du mit uns teilen kannst?

    GT: In beiden Vereinen hatte ich viel Spaß. Mit Maastricht um den Aufstieg gespielt und zwei Mal Torschützenkönig geworden. Leider im Halbfinale im Kampf um den Aufstieg ausgeschieden.

    Mit Lierse Meister geworden in der 2. Liga und dann noch in der 1. Liga gespielt mit überragenden Mitspielern wie Tomasz Radzinski oder Wesley Sonck. Viele großen Namen mit denen ich auch dort zusammen um Punkte kämpfen durfte.

    Wir haben mit Maastricht oft freitags abends gespielt, danach ging es noch zusammen in die Stadt und dann das Wochenende frei. War ein schönes Leben.

    In Lierse hatten wir eine riesen Mannschaft für die 2. Liga. Mit solch großen Namen. Auch dort war es, wie schon angedeutet, super. Weißt Du, wenn du gewinnst, dann hast du immer viel Spaß.


    Wie sieht Dein Leben nach der Karriere aus? Was machst Du aktuell?

    GT: Mittlerweile habe ich eine Fußballagentur, Quadrans, die eine von den größeren in Belgien ist. Wir haben zum Beispiel den belgischen Nationaltrainer Roberto Martínez, Jason Denayer, Thomas Foket oder Haji Wright unter Vertrag. Viele internationale Spieler und auch viele Toptalente. Es läuft auch ganz gut und ich tue es auch gerne. Aber ich muss endlich mal was zusammen mit Saarbrücken machen.


    Verfolgst Du den 1. FC Saarbrücken noch und hast Du zum Abschluss noch ein paar Worte für die FCS-Fans?

    GT: Ja klar verfolge ich Saarbrücken noch. Die verpassten Aufstiege haben mir immer wehgetan. Erst die Abstiege und dann der Aufstieg, der sehr schwierig war. Letztendlich hat es geklappt. Das hat mich sehr gefreut und ich hoffe, dass ich bald nochmal nach Saarbrücken kommen kann. Wie gesagt, vielleicht wenn mal ein guter Spieler von uns beim FCS unterschreibt, denn ich will in das neue Stadion kommen und so hätte ich auch einen guten Grund. Ich sehe ebenfalls noch immer bei Facebook, dass auch noch viele Fans von meiner aktiven Zeit dabei sind. Das ist fantastisch und überragend, dass die Leute so nah dran sind und den Verein unterstützen. Der Verein soll so weiter machen und hoffentlich nochmal den Aufstieg in die 2. Liga schaffen, aber erst mal alles wieder Aufbauen und von da aus weiter machen.


    Vielen Dank für das Interview!

    Und anbei noch der Insta-Link zu Gunter's Agentur: https://www.instagram.com/quadrans_consultancy/?hl=de

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!