Interview Tobias Jänicke

    • Offizieller Beitrag

    Er war ein Vorbild an Vereinstreue. Von 2017 bis 2023 streifte sich Tobias Jänicke das Trikot des FCS über und spielte sich in dieser Zeit in die Herzen der Fans. Im Interview mit unserem Forum blickt er mit uns auf seine Karriere zurück und wie es ihm heute geht.


    Hallo Tobias, wo erwischen wir Dich gerade zum Interview?

    TJ: Hallo! Ich bin gerade zu Hause, nachdem ich die Kinder zur Schule gebracht habe und nehme mir jetzt Zeit für das Interview.


    Du bist in Neubrandenburg geboren, hast neben Deinen Stationen in der Jugend auch lange für Hansa Rostock gespielt. Wie hast Du privat und sportlich die Zeit in Deiner Heimat erlebt, bis Du sie 2012 erstmals für Dresden verlassen hast?

    TJ: Ich hatte eine tolle Zeit in Rostock und konnte den klassischen Weg über die Jugendmannschaften und die zweite Mannschaft bis zu den Profis durchlaufen. Die vier Jahre im Internat haben einen natürlichen geprägt. In der Zeit habe ich meine Frau kennengelernt und kurz vor dem Wechsel kam unsere Tochter zur Welt. Privat lief es also super, sportlich mit zwei Abstiegen und einem Aufstieg hätte es besser sein können. :)


    Wenn Du vergleichen musst zwischen Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland, was unterscheidet beide Bundesländer und worin sind sie sich ähnlich?

    TJ: Die Menschen hier im Saarland sind von Grund auf anders, aufgeschlossener und offener. Der Norddeutsche ist schon eher erst einmal zurückhaltender und ruhiger. Was wir hier vermissen ist natürlich das Wasser. Davon gibt es leider nicht so viel. :) Die Begeisterung für den Fußball ist in beiden Bundesländern allerdings riesig und beeindruckend. Die Leute leben den Fußball.


    Im Jahr 2010 ein Einsatz in der U20 Nationalmannschaft. Wie hast Du Dich bei der Nominierung und dann beim Spiel gefühlt?

    TJ: Ich war vorher immer schon mal knapp davor oder im erweiterten Kader. Und auch wenn es ein Freundschaftsspiel war erfüllt es einen natürlich mit Stolz für sein Land spielen zu dürfen. Eine Erfahrung und Ehre, die mir niemand mehr nehmen kann.


    Binnen weniger Jahre ging es nach Dresden über Wehen-Wiesbaden 2015 erneut zurück zu Hansa zurück. Wie hast Du diese turbulenten Jahre erlebt und was hast Du auf diesen Stationen für später mitgenommen?

    TJ: Generell lernt man so viel über sich selbst und das Leben in dieser kurzen Zeit. Gerade als junge Eltern weg von zu Hause war es nicht immer leicht, aber man wächst an seinen Aufgaben und lernt mit Rückschlägen umzugehen. Sportlich mit vielen wechselnden Bedingungen, sowie Herausforderungen und Aufs und Abs kann man unglaublich viele Erfahrungen sammeln. Man lernt Freunde für das Leben kennen und wird mit Menschen konfrontiert, die es einem nicht immer leicht machen.


    Dann der Wechsel zum FCS. Wie kam damals der Kontakt zustande und wer oder was hat Dich überzeugt, den Weg ins Saarland anzutreten?

    TJ: Ich habe in Wiesbaden mit Marcus Mann zusammen gespielt und wir sind danach auch in Kontakt geblieben. Als sich abzeichnete, dass ich in Rostock keine Zukunft mehr habe, ging es eigentlich recht schnell. Robert Roelofsen kannte ich auch schon, dass hat es einfacher gemacht. Mir hat von Anfang an gefallen, das der Verein ambitionierte Ziele hatte und eine gute Fanbase. Das Wirtschaftliche hat natürlich auch gepasst. So ehrlich muss man sein. Einzig die Entfernung zur Heimat war ein kritischer Punkt. Da wir aber in ganz Deutschland irgendwie Freunde und Familie haben war es trotzdem ok für uns.


    Über die gesamten Jahre bei den Blau-Schwarzen hinweg, was waren Deine schlimmsten und was Deine schönsten Erlebnisse mit dem Verein?

    TJ: Zu den schlimmsten Erfahrungen zählt natürlich der verpasste Aufstieg in München. Aber auch die schwere Verletzung von Marlon Krause. Wir sind nach wie vor gut befreundet und mit der Verletzung das Ende seiner Laufbahn zu sehen tat schon weh. Ansonsten überwiegen natürlich die positiven Momente. Der Aufstieg, die Pokalspiele und wenn man sieht wie viele Spieler es in den Jahren von uns in die 2. Liga oder bis zur Nationalmannschaft geschafft haben ist das auch immer ein Zeichen, das wir hier eine gute Truppe hatten.


    Neben dem Aufstieg in die 3. Liga war natürlich die erfolgreiche Reise als Regionalligist im Pokal 2019/2020 das große Highlight, an dem auch Du entscheidenden Anteil hattest. Nimm uns nochmal kurz mit in diese Phase. Wie war die Stimmung im Team, wie erging es Dir selbst?

    TJ: Die Pokalsaison war schon verrückt, weil wir von der Truppe her in den anderen Jahren eigentlich einen größeren Zusammenhalt hatten. Wir haben uns alle gut verstanden, in den anderen Spielzeiten war es gefühlt jedoch harmonischer. Ich hatte bis dahin neun oder zehn DFB-Pokalspiele verloren, aber diese Saison hat für alles entschädigt. Diese Emotionen und dieser Nervenkitzel haben uns darüber hinaus getragen und uns auch geprägt. Auch meine Kinder hat es total mitgenommen und fasziniert. Davon träumst du als Fußballer, in den unteren Ligen einmal so etwas zu erleben. Von der damaligen und jetzigen Pokalsaison werden wir noch oft und lange reden. Und es hat mir endgültig gezeigt, dass der Schritt ins Saarland der richtige war. Es ist einfach etwas, worauf man für immer stolz sein kann.


    Am Ende der Saison 2022/2023 ging Deine Zeit beim FCS wider Willen zu Ende, Du wärst gerne geblieben. Mit etwas Abstand, wie beurteilst Du die Situation von damals mittlerweile und hast Du nun Deinen Frieden mit der Entscheidung gegen Dich gemacht?

    TJ: Ich hatte tatsächlich lange daran zu knabbern und wäre sehr gerne geblieben. Aber so ist es leider nun mal im Fußball. Man lebt in einer Abhängigkeit von anderen und hat sein eigenes Schicksal nicht immer selber in der Hand. Mittlerweile hab ich damit abgeschlossen und schaue nach vorne. Für mich geht es ja auch um eine berufliche Perspektive neben dem Fußball. Ich traue mir schon noch ein paar Jahre auf gutem Niveau zu, weil der Körper es noch hergibt.


    In der Region bist Du geblieben, hast nun endlich wieder seit wenigen Wochen beim FK Pirmasens den Ball am Fuß. Was waren die Gründe, beim FKP zu unterschreiben und was sind Deine Ziele mit dem Verein?

    TJ: Der FK Pirmasens hat sich über Monate sehr bemüht und ich habe das Gefühl, das sich dort Fußball und eine berufliche Neuorientierung im Moment am besten vereinbaren lassen. Was im Sommer passiert weiß ich tatsächlich noch nicht, aber der Verein hilft wo er kann um mir einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Dafür bin sich sehr dankbar und rechne es den Menschen hoch an. Das Ziel ist schon noch um den Aufstieg mitzuspielen. Wir werden sehen, wofür es reicht.


    Wo siehst Du Dich nach Deiner Karriere, welchen beruflichen Weg wirst Du gehen?

    TJ: Beruflich möchte ich eigentlich zur Feuerwehr, da sind jedoch einige Hürden zu nehmen. Ich habe mich bei der Polizei beworben und hole mir sonst auch viele Informationen ein um möglichst breit aufgestellt zu sein und was für mich passendes zu finden. Das alles passiert sowohl im Saarland als auch in unserer Heimat Mecklenburg-Vorpommern. Am liebsten möchte ich natürlich im Fußball bleiben, in welcher Funktion auch immer. Gerade mache ich noch Trainerscheine und bilde mich weiter. Aber auch da ist es wieder nicht so einfach und man muss ein wenig Glück haben, um irgendwo einen Platz und Vertrauen zu bekommen.


    Bei den FCS-Fans warst und bist Du immer noch sehr beliebt, möchtest Du Ihnen hier noch ein paar Worte mit auf den Weg geben?

    TJ: Ich bin sehr, sehr dankbar für die sechs Jahre, die Erfahrungen und Erlebnisse. Das habe ich zu Beginn meiner Zeit so nicht erwartet. Der Respekt und die Anerkennung, die mir nach wie vor hier im Saarland entgegengebracht werden, das ist nicht selbstverständlich, aber hat mir auch in den letzten Monaten geholfen. An den Großteil unserer gemeinsamen Zeit denke ich gerne zurück, vielen Dank dafür und alles Gute!


    Vielen Dank für das Interview!

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