Saarbrücken, Ludwigspark.
Pure Stille. 4.000 Zuschauer schweigen, leise zu vernehmen sind lediglich die wenigen mitgereißten Fans aus Heidenheim. Die FCS-Fans schweigen. Das Maß ist voll. Nur ab und an durchbricht ein Schlachtruf auf der Virage Est die Stille. Wieder Schweigen, wieder gespenstige Stille. Wieder ein Schlachtruf - gegen Stadionverbote, für die angereisten Freunde aus Nancy. Wieder Stille. Es folgt ein Spruchband und die Legende Herbert Binkert bekommt seine Sprechchöre. Eine Danksagung nach all den Jahren für seine Leistungen, für seine Hingabe an den Verein. An bessere Zeiten. Wieder Stille. Konsternierte Blicke weit und breit. Angst, Trauer, Wut lassen sich ausmachen. Die Zuschauer im E-Block feiern sich, den Verein und die Vergangenheit. Das restliche Stadion ist still. Star vor Entsetzen.
Es läuft die zweite Halbzeit des Spiel zwischen Saarbrücken und Heidenheim. Die Gäste führen mit 0:2. Die Heimmannschaft liefert eine katastrophale Leistung ab, eine tote Mannschaft steht für Blauschwarz auf dem Platz. Und das Stadion schweigt, das Maß ist voll! Endgültig! Selbst die letzten Verteidiger schweigen, auch die Virage schweigt!
Beginnen tut das Spektakel um 19:00 Uhr. 4.000 FCS-Fans, deutlich mehr als erwartet, haben sich im Ludwigspark eingefunden und verbreiten eine gute, trotz der letzten Wochen sogar Positive, Stimmung. Luginger hat nach Haching reagiert, Eggert rückt für Kruse in die Mannschaft, Kreuels für den verletzten Korte. Der FCS kommt mit Dampf aus der Kabine, will eine Reaktion zeigen. Die Gäste spielen clever, stehen tief und lassen den FCS sich austoben. Chancen gibt es keine für Blauschwarz. Nach 15 Minuten schiebt Heidenheim weiter nach vorne, macht mehr Druck und der FC tut das, was er immer macht. Er macht Fehler. Fehler, Knipping und Falkenberg patzen. Plötzlich steht es 0:2, 28 Minuten sind gespielt. Die Gäste haben die Schwächen des FCS Gnadenlos ausgenutzt und Fehler in der Defensive genutzt. Erstmals kommen "Wir wollen euch Kämpfen sehen"-Chöre auf. Die Verunsicherung beim FCS ist zurück, die Mannschaft bricht mehr oder weniger Auseinander. Ein Aufbäumen sehen die Zuschauer nicht. Die restlichen 20 Minuten der 1.Halbzeit sind grausam. Heidenheim dominiert die Begegnung und spielt den FCS mehr oder weniger an die Wand und hätte auf 3:0 erhöhen müssen. Der FCS nun ohne jeden Elan, agiert nur noch mit Angst und lässt sich Vorführen. Mit 2:0 geht es in die Kabine. Pfiffe im weiten Rund. Nach wenigen Minuten steht die Mannschaft im Kabinentrakt, in die Kabine geht sie nicht mehr. Lerandy und Maek, beides Ersatzspieler, reden mit der Truppe. Man schwört sich ein - im Kabinentrakt und auf dem Rasen. Die 2.Halbzeit beginnt. Die Reaktion? Es gibt keine. Saarbrücken spielt weiter pomadig, spielt weiter wie eine Tote Mannschaft. Nach 50 Minuten fasst sich Hoffmann ein Herz, Einzelaktion, Traumtor, 2:1 aus dem Nichts - Wieder Hoffnung. Luginger bringt Maek für Kreuels. Überfällig! Kreuels ragt aus einer ganz schwachen Mannschaft noch bei weitem heraus - im negativen Sinne. Bitte verpiss dich wenn du keine Lust hast, lustlose Söldner brauchen wir nicht! Eine Reaktion gibt es nur auf den Rängen, die Unterstützung ist wieder da. Auf dem Rasen bleibt es der gleich triste Ball ohne Elan, ohne Aufbäumen, ohne den Erkennbaren Willen. Und der FCS tut wieder das was er am Besten kann - Fehler. Stegerer spielt einen Querpass, Sökler fängt ab und erzielt per Traumtor das 3:1. Die Hoffnung wieder dahin, Sökler hat Demut nicht nötig und jubelt ausgelassen, anders als in Darmstadt. Es tritt die im ersten Abschnitt angesprochene Phase ein. Der FCS spielt grottenschlecht, spielt katastrophal. Die Mannschaft ist tot, ein Aufbegehren, eine Reaktion meilenweit nicht in Sicht. Heidenheim bestimmt das Spiel, muss das Ergebnis höher gestalten. Der FCS nur noch auf Zufall und ohne Kopf, ohne Ideen. Man spielt lustlos. Eggert senst im Mittelfeld einen Heidenheimer um und sieht Gelb-Rot. Er erlöst sich, nachdem Luginger ihn nicht Auswechseln will. Ein Bärendienst, aber wen interessiert das wenn der Teamgeist nicht stimmt? Hauptsache man darf in die Kabine, muss sich das "Spektakel" nicht bis zum Ende antun. Die Minuten plätschern dahin, das 4:1 eine Frage der Zeit. Schneider kommt für Hoffmann, 15 Minuten vor dem Ende. Und ein Wunder, Schneider belebt eine tote Truppe. Es kommt mehr Zug rein ins Spiel, mit 10 Mann kommt Offensivschwung in die Truppe. Es gibt Chancen. Nach einer Einzelaktion von Schneider köpft Rathgeber das 2:3. Wieder Hoffnung? Der FCS hat noch Chancen, Rathgeber und Schneider verpassen den Ausgleich. Und das war es dann. Heidenheim gewinnt 3:2. Der FCS wieder geschlagen. Verdient geschlagen bei einer über weite Strecken entschreckend schwachen Leistung. Zwei Einzelaktionen halten die Mannschaft im Spiel, ansonsten ist diese Leistung und diese fehlende Aufbäumen eine Katastrophe. Wieder Pfiffe. Erstmalig auch lauter Luginger-Raus rufe. Aber es bleibt im Rahmen, die Zuschauer scheinen zu konsterniert als das sie ihrem Ärger Luft machen könnten. Das Erschrecken über diese Grottenleistung überwiegt. Doch einen Eklat hat die Truppe noch. Die komplette Mannschaft versammelt sich zu einem Kreis, bespricht sich und marschiert in Richtung der Kabine (!). Man will sich nicht den Fans stellen, wie gegen Wiesbaden. Ein gellendes Pfeifkonzert, für kurze Zeit eskaliert das Stadion. "Wir sind Saarbrücker und ihr nicht" schnallt es durch das weite Rund. Eine leblose Mannschaft, eine Mannschaft die nicht einmal mehr zuckt kommt einige Meter in Richtung der Kurve, klatscht kurz und dreht sich um. Kein Stellen der Fans, kein Stellen der Situation, Man läuft weg, sucht den einfachen Weg. Wie im Spiel. Aufbäumen, Reflektieren der eigenen Leistung Fehlanzeige. Aber vielleicht liegen diese beschämenden Leistungen ja auch an den bösen Fans.
Es ist Aus, ich hab die Schnauze voll. Bis oben hin. Ich hab keinen Bock mich von einer Ansammlung von Söldnern hinter´s Licht führen zu lassen. Ich habe keinen Bock auf eine tote Mannschaft, eine Mannschaft die sich so blamabel präsentiert und ohne jegliches Aufbäumen, ohne jeglichen Willen in Spiele geht. Diese Mannschaft ist eine Schande für den so ruhmreichen 1.FC Saarbrücken! Aber sie sind nicht der FCS. Weder diese Schande auf dem Platz, noch der Trainer und die Leute aus dem Vorstand. Die sind alle Ersetzbar. Austauschbare Plastikhüllen in der Welt des Fußballs. Was bleibt sind wir, die Fans. Die Fans und die Leute denen der Verein wirklich am Herzen liegt. Wie Wolfgang Seel, wie Dieter Ferner, wie Herbert Binkert. Die echten Blauschwarzen.
Oder meine Gefühlslage ganz kurz: Ich hab die Schnauze voll! Söldner raus!