Sie werden es doch wohl nicht durchziehen? Oder sollte es am Ende doch so sein? Nach den aktuellen Plänen - und unter Vorbehalt das der Stadtrat den Plänen am Dienstag, 02.Dezember zustimmt - startet die Stadt Saarbrücken im Februar 2015 nach jahrelangen Diskussionen den Umbau des altehrwürdigen Ludwigspark. So weit im Verfahren bzw. so nah vor dem Beginn der Arbeiten war man in Saarbrücken wohl noch nie gewesen. Sofern man den Plänen eine Bedeutung zumisst ist das Heimspiel am kommenden Freitag ein ganz besonderer Tag für den FCS und für das Stadion. Einmal Zweifel weg und es gibt zwei Erkenntnisse für den kommenden Freitag: Zum einen wird die Heimpremiere gegen den FC Astoria Walldorf auf dem Plan stehen. Im Grunde nur eine Randnotiz. Viel Wichtig ist jedoch: Die Begegnung ist zugleich auch das letzte Pflichtspiel das die Blauschwarzen in der aktuellen Form des Ludwigspark absolvieren werden! Auch wenn der Verein selbstverständlich auch im kommenden halben Jahr im Ludwigspark seine Heimspiele bestreiten soll so ist es ohne Marathontor und ohne geöffnete Ostkurve nicht mehr der "ganze" Park und ohne jeden Zweifel ist es eine besondere Situation. Der Park mag in die Jahre gekommen sein, der Park mag nicht mehr zeitgemäß sein und der größte Teil des FCS-Umfeldes wünscht sich seit Jahren den nötigen Umbau. Doch da es jetzt dem Ende zugeht schlagen bei vielen Personen zwei Herzen in der Brust. Auf der einen Seite natürlich die Hoffnung auf bessere Zeiten, die Hoffnung auf eine Einigung der Fanszene oder auch die Hoffnung den bisherigen Wettbewerbsnachteil kompensieren zu können. Auf der anderen Seite herrscht natürlich auch Wehmut. Ein Abschied tut immer weh und bei nicht wenigen ist diese Wehmut auch im Falle des Ludwigspark vorhanden. Dieses letzte Heimspiel ist jedoch nicht nur das Ende einer langen Ära sondern es ist zugleich auch der erste Vorläufer einer neuen Ära. Eine Ära die hoffentlich in positiveren Bahnen verläuft als die vergangenen Jahre. Doch bevor diese Ära startet gilt es noch einen festen Bestandteil des FCS und seiner Geschichte zu würdigen. Es gilt Abschied zunehmen vom Ludwigsparkstadion. Ein beständiger Begleiter des FCS. Über 60 Jahre trug der Verein seine Heimspiele im Ludwigspark aus, über 60 Jahre pilgerten die FCS-Fans wie zuletzt beim Derby gegen Homburg "in de Park". Die Eingänge wurden passiert oder in früheren Zeiten auch mal die Zäune überwunden - immer wurde der Weg in das Stadion gefunden. Zur Dampfeisenbahn und zum FC-Walzer geschunkelt. Große Schlachten geschlagen, große Siege errungen. Auf dem Boden aufgeschlagen, Niederlagen und Abstiege ertragen. Der FC ist auch das Ludwigsparkstadion und der Ludwigspark ist auch der FC. Bisher gehörten beide Komponenten zusammen. In Zukunft soll das in anderer Form passieren. Das Stadion bleibt am jetzigen Standort aber es wird doch ein neues Stadion sein. Mit einem anderem Charme, mit einer anderen Charakteristik und mit einem anderen Flair. Der Charme der 70-er und 80-er Jahre wird weder wieder kommen noch wird der Park seinen alten Flair behalten.
In diesem Stadion erlebte der FC einige der größten Höhen der Vereinsgeschichte und gemeinsam mit dem Park wurden auch die dunkelsten Stunden des Vereins überstanden. Das letzte große Highlight war mit Sicherheit das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund. Vor ausverkauften Haus unterlag der FC im Dezember 2013 mit 0:2 gegen den Bundesligisten. Es ist Ende einer langen Reihe. Begonnen hat diese Reihe am 02.August 1953. Mehr als 30.000 Besucher sahen das Eröffnungsspiel gegen RW Essen (3:1). Es folgten fantastische Highlights im Park. Eines dieser Highlights ist mit Sicherheit das Gastspiel des italienischen Spitzenklubs AC Mailand. Im Europokal unterlag der FC 1955 zwar mit 1:4 aber einen solchen Gegner in Saarbrücken zu haben ist ein Highlight. Der Park hat eine große Historie. In diesem Stadion wurden 83 Schlachten in der Bundesliga geschlagen. Knapp 22.000 Zuschauer pilgerten im Durchschnitt ins Stadion. Der FC erlebte seine 22 Siege in der Bundesliga im Lupa und erzielte 117 Tore. 29 Bundesligaspiele wurden verloren. Das erste Bundesligaspiel datiert vom 24.August 1963. Vor ausverkauften Haus unterlag man dem 1.FC Köln mit 0:2. Den ersten Bundesligaheimsieg holte der FC am 30.März 1964 mit einem 2:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund. In der Saison 1976/77 hielt der FC nicht nur die Klasse sondern hatte auch im Park tolle Momente. Einer dieser Momente war sicherlich im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. In diesem Spiel besorgte Roland Stegmayer in der Nachspielzeit den Ausgleich. Am 26.März 1977 fegte man den FC Köln - damals Spitzenteam in Deutschland - mit 3:1 von der Platte. Ein Hattrick von Stegmayer sorgte für einen wichtigen Heimsieg. Es folgten die vielleicht besten Wochen die der FC jemals hatte. Im nächsten Heimspiel kam der Hamburger SV nach Saarbrücken. Mit dem Halbzeitpfiff verkürzte Ludwig Denz vor fast ausverkauften Haus zum 1:2. Bei strömenden Regen war es der Beginn einer Aufholjagd. Nach 53 Minuten war es erneut Denz der den Ausgleich erzielte. Nach 70 Minuten brachen dann die Dämme. Ludwig Schuster erzielt vor der FCS-Kurve das 3:2 und den Siegtreffer für den FC. Der FCS schafft historisches an diesem 12.April 1977. Ende der Fahnenstange? Mitnichten! Der größte Husarenritt im Ludwigspark folgt nur vier Tage später. Der FC Bayern München kam nach Saarbrücken. Im Ludwigspark spielten Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Karl-Heinz Rummenigge oder Gerd "Bomber" Müller. Eine Mannschaft die in ganz Europa gefürchtet war. Doch an diesem Tag spielten nur die FCS-Kicker. Namen die auch Jahrzehnte später nicht vergessen sind: Dieter Ferner Nikolaus Semlitsch, Egon Schmitt, Reinhold Zech, Bernd Förster, Heinz Traser, Ludwig Denz, Jovan Acimovic, Ludwig Schuster, Harry Ellbracht und Roland Stegmayer. Der überfüllte Park sieht Geschichte. Bis zur Pause trifft Stegmayer gleich zweifach gegen Sepp Maier. Nach 60 Minuten macht Stegmayer den Hattrick perfekt. Zwar trifft Müller zwischendurch zum 3:1, doch der FCS-Express rollt weiter. Stegmayer macht nach 75 Minuten den Sack zu und trifft zum vierten Mal! In der Schlussphase schrauben Denz und Schuster das Ergebnis noch in die Höhe. 6:1 gegen Bayern! AM 21.Mai 1977 gelingt dem FC erneut historisch. Im ausverkauften Park holt man am letzten Spieltag ein 1:1 gegen Hertha BSC und besiegelt nach einem Auswärtssieg in Duisburg den bis heute einmaligen Klassenerhalt in der Bundesliga! Ein Jahr später schlägt man erneut die Bayern - "nur" mit 2:1. Ein Spiel für die Geschichte gab es auch im Derby gegen den FCK. Nach 75 Minuten führen die Gäste im August 1977 mit 3:1 im Park. Doch Stegmayer (80.) und Lorant (82.) bringen den FC zurück und zum Punktgewinn. Im Oktober schlägt man auch den Tabellenzweiten Schalke 04 im Park. Auch im letzten Bundesligajahr 1992/93 konnte trotz Abstieg Geschichte geschrieben werden. Sei es 2:0-Heimsieg gegen den KSC durch zwei Wynalda-Tore oder sei es vor allem die Wiederholung im Derby gegen den 1.FC Kaiserslautern als Wynalda erneut zwei Tore erzielte und den FC zum Sieg schoss. Aber auch das 1:1 gegen die Bayern am 17.Oktober 1992 bleibt unvergessen. Es ist bis heute das letzte Ligaspiel des FCS das ausverkauft war. Dem FCS gelangen in einer tollen Hinrunde auch ein Sieg gegen Borussia Dortmund (3:1). Am 20.Februar 1993 bezwang der FC Bayer Leverkusen mit 3:1. Es war der letzte Bundesligasieg des FCS und auch der letzte Bundesligasieg im Park. Am 29.Mai 1993 schloss sich dann das Kapitel. Im letzten Bundesligaheimspiel unterlag man dem VfB Stuttgart mit 1:4. Eric Wynalda erzielte nach 86 Minuten den letzten Bundesligatreffern den der Ludwigspark je gesehen hat. In der zweiten Bundesliga hat man über Jahrzehnte gespielt und dort 349 Heimspiele im Ludwigspark ausgetragen. Die letzten Spiele stammen dabei aus dem Jahre 2006. Es gab neben ganz bitteren Spielen (in der jüngeren Vergangenheit ist das sicher die 0:4-Klatsche im Entscheidungsspiel gegen Kickers Offenbach) aber auch viele denkwürdige Zweitligaspiele. Seien es in diesem Jahrtausend die Siege gegen den FC Köln oder Eintracht Frankfurt. Oder sind es beim Blick zurück große Spiele wie ein 1:0-Heimsieg gegen den FC Nürnberg im Dezember 1975. Der Park war ausverkauft. Spiele gegen Hertha, gegen den VfB Stuttgart oder Schalke vor jeweils weit über 20.000 Besuchern. Die Geschichte in der zweiten Spielklasse ist eine große, lange Geschichte mit wahnsinnigen Höhen. Mit Aufstiegen in die Bundesliga und mit fantastischen Erfolgen über große Namen im deutschen Fußball. Es ist aber auch eine Geschichte mit Skandalen, mit großen Enttäuschungen und mit einigen Abstiegen in unterklassige Ligen.