Zehn Tage nach dem Ende der Trainertätigkeit von Fuat Kilic präsentierte der FCS am Dienstag den neuen Cheftrainer: Falko Götz unterschreibt bei den Blauschwarzen einen Vertrag über ein Jahr bis zum 30.Juni.2016. Götz stand zuletzt beim Zweitligisten Erzgebirge Aue unter Vertrag und war dort bis Anfang September 2014 auch als Cheftrainer aktiv.
Daten
ZitatGeburtstag: 26.März 1962
Letzte Station: Erzgebirge Aue
Vertrag bis: 30.Juni.2016
Überblick: Karriere
ZitatAlles anzeigenStationen als Spieler
- BFC Dynamo Berlin (01.07.1971 - 01.11.1983)
Bayer Leverkusen (01.11.1984 - 30.06.1988 )
1.FC Köln (01.07.1988 - 30.06.1992)
Galatasaray Istenbul (01.07.1992 - 30.06.1994)
1.FC Saarbrücken (01.07.1994 - 31.12.1995)
Hertha BSC Berlin (01.01.1996 - 30.06.1997)
ZitatAlles anzeigenStationen als Trainer
- Hertha BSC Berlin II (01.07.1997 - 30.06.2000) (Regionalliga/Oberliga)
Hertha BSC Berlin (07.02.2002 - 30.06.2002) (1.Bundesliga)
1860 München (12.03.2003 - 17.04.2004) (1.Bundesliga)
Hertha BSC Berlin (01.07.2004 - 10.04.2007) (1.Bundesliga)
Holstein Kiel (16.12.2008 - 18.09.2009) (Regionalliga/3.Liga)
Vietnam (06.06.2011 - 23.12.2011) (Nationalmannschaft)
Erzgebirge Aue (29.04.2013 - 02.09.2014) (2.Bundesliga)
Karriereverlauf
Seine Karriere als Spieler begann 1979 beim BFC Dynamo. Dort hatte er auch große Teile seiner Jugend bestritten. Mit Dynamo spielte er in der ersten Liga und einigen Auswahlmannschaften ehe er im November 1983 in Jugoslawien flüchten konnte und nach Westdeutschland kam. Nach einer einjährigen Sperre wechselte er im November 1984 zu Bayer Leverkusen. In Leverkusen setzte er sich nun in der Bundesliga durch und kam bis 1988 auf 115 Einsätze für Bayer und gewann im letzten Jahr mit Bayer auch den UEFA-Cup. Im Anschluss wechselte er zum 1.FC Köln. Er blieb bis 1992 in Köln und erreichte mit den Kölnern zweimal die deutsche Vizemeisterschaft und einmal den Einzug ins Pokalfinale. Im Sommer 92 wechselte er zu Galatasaray Istanbul. Mit dem türkischen Traditionsverein holte er 1993 das Double und 1994 die Meisterschaft. Ebenso kam er zu Einsätzen in der Championsleaque. Nach zwei Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und wechselte zum FCS. Beim FC war er in der zweiten Liga Stammspieler. Nach dem Zwangsabstieg in die 3.Liga blieb er noch bis zur Winterpause und wechselte dann zu Hertha BSC Berlin. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga beendete er 1997 seine aktive Karriere.
Im fließenden Übergang übernahm er die zweite Mannschaft von Hertha und sammelte bis zum Sommer 2000 Erfahrungen im Trainerbereich. Nach einem zweiten Platz im ersten Jahr stieg er 1998/99 mit Hertha II als Meister aus der Oberliga in die Regionallig auf. In der folgenden Saison wurde er als Aufsteiger Elfter, durch eine Ligareform stieg man trotzdem ab. Im Anschluss wurde er Nachwuchskoordinator bei der Hertha und zeichnete sich für die komplette Nachwuchsarbeit verantwortlich. Im Februar 2002 wurde er schließlich Interimstrainer bei den Profis der Hertha. Er übernahm Berlin von Jürgen Röber als Siebter der Bundesliga und führte den Club in 13 Spielen auf den vierten Platz und somit in den UEFA-Cup. Im Anschluss verließ er die Hertha jedoch und übernahm im März 2003 1860 München als Achter der Bundesliga. Die Impulse in Richtung Europa gelangen jedoch nicht und 1860 beendete die Saison als Zehnter. In der folgenden Saison war Abstiegskampf angesagt. Nach dem 29.Spieltag wurde er einen Platz vor den Abstiegsrängen liegend entlassen, am Ende stieg 1860 in die zweite Liga ab. Doch zu Beginn der neuen Saison kehrte er zu Hertha BSC zurück und wurde dort im Sommer 2004 Cheftrainer der Profis! Götz richtete die kriselnde Hertha (Abstiegskampf 2004) wieder auf und erreichte bereits in seiner ersten Saison als Trainer den vierten Platz und die internationale Qualifikation. Im zweiten Jahr wurde der UEFA-Cup als Sechster jedoch knapp verpasst und auch 2006/07 konnte die internationale Qualifikation nicht erreicht werden. Ein Heimunentschieden gegen Bielefeld und Platz 9 wurden ihm dann zum Verhängnis und Götz wurde wegen anhaltender Erfolgslosigkeit entlassen. Erst Anfang 2009 übernahm er wieder einen Posten als Trainer und heuerte bei Holstein Kiel an. Kiel führte er in der Rückrunde zur Meisterschaft der Regionalliga Nord und somit dem Aufstieg in die 3.Liga. Im September 2009 wurde er nach einer Niederlage in Dresden und dem 18.Platz entlassen, Auslöser einer fristlosen Kündigung war jedoch der Vorwurf gegen Götz einem Spieler mehrere Schläge mit der Hand gegen die Stirn versetzt zu haben. In zweiter Instanz konnte Kiel die Vorwürfe nicht halten und einigte sich mit Götz auf einen Vergleich und eine Abfindung von 750.000 Euro. Götz war zwei Jahre aus dem Geschäft ehe er 2011 ein Angebot als Nationaltrainer des Vietnam annahm. Er übernahm die A-Mannschaft sowie die U23. Drei von vier Qualifikationsspiele wurden gewonnen, doch nach Unstimmigkeiten mit dem Präsidium musste Götz bereits nach fünf Monaten wieder seinen Hut nehmen. Seine letzte Station als Trainer war Erzgebirge Aue. Am 29.April 2013 übernahm er den Zweitligisten im Abstiegskampf und konnte in den letzten drei Spielen den Fall auf den Relegationsplatz vermeiden. In der Saison 2013/14 führte er Erzgebirge Aue auf Platz 14 und einem relativen souveränen Klassenerhalt. Der Auftakt der letzten Saison verlief jedoch katastrophal und nach vier Spiele ohne Punkt wurde Götz in Aue entlassen. Seither übernahm Götz kein neues Traineramt mehr, stand jedoch weiterhin bis zum 30.Juni in Aue unter Vertrag.
In knapp 18 Jahren als Trainer und insgesamt sieben Stationen konnte Götz schon einige Erfahrungen sammeln. So stand er in 41 Spielen der 2.Bundesliga und 149 Spielen den 1.Bundesliga an der Seitenlinie. Dazu kommen gut 15 Spiele im Europapokal. Der FCS bekommt also einen höherklassig erfahrenen Trainer. Seine praktischen Erfahrungen mit Mannschaften in der Regionalliga beschränkt sich jedoch auf sechs Monate bei Holstein Kiel. In diesem halben Jahr erreichte er allerdings den Aufstieg in die 3.Liga. Er hat allerdings noch nie im Südwesten eine Mannschaft trainiert und seine Regionalligazeit in Kiel ist auch schon wieder gut sechs Jahre her. Es wäre also eine Überraschung sollte er die Regionalliga Südwest auf Anhieb perfekt kennen sondern erwartungsgemäß dürfte sich der neue Cheftrainer in den nächsten Wochen intensiv in die Liga einarbeiten müssen. Es kommt aber definitiv ein Mann "von Außerhalb". Selbstredend hat Götz in seiner aktiven Karriere beim FCS gespielt nur ist dieses Engagement auch schon wieder 20 Jahre her. Anders als bei normalen Rückkehrern kennt er damit trotz der Ära Victors kaum noch das Umfeld (eventuell Helmut Schwan) und wird in eine neue Situation kommen. Im FCS-Umfeld dürfte Götz als "Name" jedoch ganz gut ankommen. Der ehemalige Kapitän der Moldschder ist - für Regionalliga - sicher ein Coup. Nach dem Versuch mit dem Neuling Fuat Kilic geht man nun also wieder den Weg hin zu einem erfahrenen Trainer. Mit Götz sollte man definitiv einen Mann bekommen der weiß wo er lang gehen möchte. Der Mann der bei Inter Mailand (Hector Cupper), dem PSV Eindhoven (Guus Hiddink) oder Arsenal London (Arsene Wenger) hospitierte sieht laut seiner eigenen Homepage den Cheftrainer als alleiniger Entscheider. Jedoch erst nachdem im Team ein Urteil gebildet wurde. Taktik sei wichtig um die Grenzen zu setzen und als Team zu arbeiten. Demnach müsse jeder den Part übernehmen den er am Besten kann um zum Erfolg zu kommen. Er bestrebt so Disziplin und Ordnung, ohne jedoch Kreavitität einzuschränken. Mit der Verpflichtung eines neuen Trainers gilt es nun in die Pushen zu kommen. Götz muss sich so schnell wie möglich ein umfassendes Bild vom Kader machen und seine Wünsch gestalten. Ein Großteil des Kaders steht glücklicherweise, aber Götz wird auch seine eigenen Vorstellungen mitbringen und man kann sich relativ sicher sein das ihm zwei, drei Wünsche auch bezahlt werden. Dafür muss er jedoch ein Urteil darüber fällen können wo man ansetzen will, ob er sich vielleicht von Spielern trennen möchte und dann gilt es den groben Planungsnachteil nach den letzten Wochen aufzuholen und den Kader nach den eigenen Vorstellungen zu optimieren.
Wie bei jeder Trainerentscheidung gilt. Gebt dem Mann eine faire Chance. Namen helfen nicht. Erfolge sind nicht bindend, Misserfolge nicht vermeidbar. Frühere Verdienste, aber auch Vorurteile zählen nicht. Jeder Station als Trainer ist anders und jeder Trainer der schon über etliche Jahre im Geschäft ist hatte sehr gute Phasen mit Erfolgen und er hatte sehr schlechte Phasen mit Misserfolgen. Und so muss man Falco Götz auch in Saarbrücken eine faire Chance einräumen seine Arbeit zu erledigen. Ohne von Beginn an den neuen Trainer mit dem Rücken an die Wand zu stellen "weil es zuletzt in Aue nicht mehr lief" und ohne von Beginn an exorbitante Erwartungen an die Arbeit des Cheftrainers zu setzen nur "weil er mal Bundesliga trainiert hat". Schlicht eine faire Chance für die kommenden Monate oder vielleicht Jahre. Es wäre zu wünschen das dieses Bestreben im Umfeld nun wieder klarer zu Tage tritt als es unter Fuat Kilic der Fall war. Dafür muss ein Trainer arbeiten dürfen und unvermeidbare Rückschläge müssen fair betrachtet werden. Wünschen darf man sich ein faires Umgehen zumindest.
Willkommen (zurück) in Saarbrücken Falco Gölz.