Groundhopping Reiseberichte

  • Istanbul. Es ist Samstag morgen, kurz vor halb acht. In gut einer Viertelstunde hebt mein Flieger Richtung Luxemburg ab, genau rechtzeitig um pünktlich um 14 Uhr zum Spiel des FCS gegen Türkgücü im Ludwigspark zu stehen. Nur leider ohne mich, denn ich bin gerade erst panisch in meinem Hotelbett wachgeworden. Die letzte Nacht war dann wohl doch etwas lange und das letzte Bier ist mir nicht besonders gut bekommen, aber die Einladung meines türkischen Freundes konnte ich unmöglich ausschlagen.

    Frust macht sich breit, der Flieger und somit auch das heutige Heimspiel sind nicht mehr zu erreichen. Doch nach der kurzen Panik kommt mir ein Gedanke der mir gefällt. Eigentlich habe ich am Wochenende nichts geplant, mein eigenes Fußballspiel für Sonntag wurde abgesagt, das Spiel heute erreiche ich sowieso nicht mehr, warum also nicht meine kleine Südosteuropa-Tour verlängern? Schließlich ist diese noch ungekrönt, der eigentliche Grund weshalb ich in Istanbul bin war das Europapokalspiel zwischen Galatasaray und Lazio Rom vergangenen Donnerstag, mein Ticket musste ich jedoch letztlich verschenken, da die bürokratischen Hürden zum Stadionbesuch eines Ausländers in Zeiten von Corona einfach zu hoch waren. Nach Angaben des Ticketportals hätte ich persönlich beim Gesundheitsministerium vorstellig werden müssen um meine Impfung nachzuweisen und dadurch eine Zugangsberechtigung zu erhalten, ziemlich absurd und da ich erst am Donnerstag gelandet bin auch leider nicht zu machen.

    Ich wusste, dass am Sonntagabend ein ganz besonderes Fußballspiel in Europa stattfindet. Das „ewige Derby“, Partizan gegen Roter Stern, ich buchte mir den nächstmöglichen bezahlbaren Flug nach Belgrad. Ein Spiel, in dem es um alles geht. Partizan konnte seine ersten sieben Saisonspiele allesamt gewinnen, Roter Stern holte sechs Siege und ein Unentschieden. Bereits jetzt ist klar, es geht nicht nur um die Vormachtstellung in der Stadt, sondern auch die Meisterschaft wird sich wohl in den beiden Derbys entscheiden.

    Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg in Richtung Stadion. Ein klein wenig die Atmosphäre in der Stadt und um das Stadion aufsaugen und Tickets kaufen. Nach Istanbul möchte ich auf Nummer sicher gehen, dass ich abends auch wirklich ins Stadion komme. Auf dem Weg begegnet man ein paar an Brücken aufgehängten Bannern und einigen Polizeistaffeln, sonst merkt man noch nichts von dem anstehenden Spiel. Der Ticketkauf war kein Problem, Corona spielt hier auch sonst eine eher untergeordnete Rolle. Also geht’s zunächst wieder zurück in die Stadt, um gemeinsam mit dem Bettnachbarn aus meinem Hostel, den ich überreden konnte mit ins Stadion zu kommen, noch ein Bier zu trinken. Etwas später geht es mit einer Mischung aus Vorfreude und einem mulmigen Gefühl zurück Richtung „Stadion Partizana“, welches übrigens nur etwa 500 Meter vom „Stadion Rajko Mitić“, genannt Marakana, des Rivalen Roter Stern entfernt liegt. Zu viel las ich im Vorfeld über wüste Ausschreitungen und Schlägereien in und um das Stadion im Rahmen dieses Spiels. Die Polizeipräsenz war extrem, doch Sicherheit vermittelte diese in ihrer Kampfmontur nicht wirklich. Am Stadion angekommen jetzt ein anderes Bild. Eine Mischung aus in Richtung Stadion strömenden Fans, Schalverkäufern und Leuten die noch schnell ihr letztes Dosenbier leerten, Alkohol war im Stadion schließlich verboten. Wir mischen uns unter die Menge und laufen in Richtung Eingang. Auf dem Vorplatz und im Stadion gibt es die ersten Schmähgesänge in Richtung der Gäste.

    Wir haben Plätze auf der Gegengerade für 2000 Serbische Dinar, umgerechnet 17€, gekauft. Dadurch erhoffen wir uns eine gute Sicht auf das Spiel und die beiden Fanblöcke, aber vor allem möglichen Ausschreitungen aus dem Weg zu gehen. Unsere Angst war, soviel vorweg, am heutigen Tag unbegründet, alles verlief friedlich. Um 18 Uhr Ortszeit war es dann endlich soweit, der Schiedsrichter pfeift das Spiel an. In den Kurven werden kleine Choreographien gezeigt, es brennen einige Bengalos. Unser Sitzplatz ist längst keiner mehr, alle stehen auf ihren Sitzschalen. Die Heimmannschaft zeigt sich von Anfang an hochmotiviert und hat eine gefühlte Überlegenheit auf dem Feld, die erste Chance haben aber nach Kommunikationsproblemen der Partizan-Abwehr die Gäste, der Torwart kann allerdings im 1 gegen 1 entschärfen. Auch die nächste Möglichkeit für Roter Stern, nach Flanke aus dem Halbfeld köpft die Nummer 10 an die Latte. Danach generiert auch Partizan aus seiner Überlegenheit endlich ein paar Möglichkeiten und belohnt sich in der 36. Minute mit einem trockenen Schuss aus circa 20 Metern ins kurze Eck zum 1:0. Rund um uns Ekstase, alle rasten aus. Die Stimmung ist gut, vor allem wenn Schmähungen in Richtung der Gäste angestimmt werden wird es laut. Partizan hat danach noch ein, zwei ganz gute Möglichkeiten, es geht aber mit 1:0 in die Pause.

    Zu Beginn der zweiten Halbzeit machte zunächst der Gästeanhang auf sich Aufmerksam, gefühlt jeder hielt ein rot leuchtendes Bengalo in der Hand. Jetzt nach Einbruch der Dunkelheit durchaus schön anzusehen. Auch sonst war es einen klasse Auftritt des Gästeblocks, bei dem trotz Rückstand jeder alles gab um die Mannschaft voranzutreiben.

    Das Spiel war währenddessen etwas eingeschlafen, Partizan verwaltete die Führung geschickt und setze ab und an Nadelstiche nach vorne, Roter Stern fand keine Mittel, die Defensive der schwarz-weißen zu knacken. Ich hatte mich schon mit dem 1:0 abgefunden, doch dann fiel dem Nichts nach einer butterweichen Flanke vom Sechzehnereck auf Katai, Nummer 10 von Roter Stern, der Ausgleich. Dieses mal köpfte er souverän ins lange Eck statt an den Querbalken. Frust bei den Partizan Anhängern, der Gästeblock feiert frenetisch, erneut unter Einsatz zahlreicher Bengalos. Danach passierte nichts mehr, es blieb beim Unentschieden. Die Fans von Roter Stern hatten durch ihren unermüdlichen Support den Punkt redlich verdient, für die Mannschaft war es wohl recht schmeichelhaft. Die Partizan Fans feierten ihre Mannschaft für ein tolles Spiel und eine bis dahin gelungene Saison, man bleibt 2 Punkte vor dem Rivalen. Auch die Gäste feiern mit ihrer Mannschaft den späten Punktgewinn und somit endet das Spiel friedlich und für alle halbwegs zufriedenstellend. Wir laufen zurück in die Stadt und holen die Biere nach, die es im Stadion nicht gab. Mein Heimflug am nächsten Tag ist schließlich erst Nachmittags...


    Derby in Belgrad. Da hält es keinen auf den Sitzen! Gästeblock zu Beginn der 2. Halbzeit

  • Das Spiel war schon im September letzten Jahres. Hatte damals angefangen den Reisebericht zu schreiben, hab ihn eben aber erst zu Ende geschrieben. Dachte bevor er auf meiner Festplatte sinnlos versauert teile ich ihn mit euch. Falls euch das ganze interessiert kann ich ähnliches auch noch gerne zu anderen Spielen schreiben die ich diese Saison so besucht habe, falls nicht eben nicht ^^

  • Fußball auf Zypern - Pokalderby in Limassol

    Es ist Mittwochnachmittag in Limassol. Wir machen uns bereits gut 3 Stunden vor Spielbeginn auf den Weg in Richtung "Tsirion Stadion". Das liegt zum einen an den über 4km Fußweg, welche durch mehrere Bierkaufpausen unterbrochen recht lange dauern, zum anderen aber auch an einer "Fan-Karte", welche jeder Besucher über 14 Jahren zum Kauf eines Tickets benötigt. Wir wissen nicht genau was das bedeutet und wo wir diese Karte bekommen und wollen daher rechtzeitig vor Ort sein. Am Stadion angekommen finden wir nach etwas Verwirrung und Nachfragen die richtige Schlange. Nach einiger Zeit kommt man in ein kleines provisorisch eingerichtetes Büro, wo man dann Name, Adresse und Geburtsdatum angeben muss. Zu guter Letzt wird dann noch ein Bild gemacht und man bekommt dann gegen eine Gebühr von 3€ die Karte ausgestellt.

    Das alles ist nicht nur zeitraubend, nervig und völlig übertrieben, sondern auch ein Grund für die meisten Ultragruppen der Insel, den Spielen seit Einführung vor ein paar Jahren fernzubleiben.

    So sind wir dann gegen 18:40, 20 Minuten vor Spielbeginn endlich im Stadion. Pokalspiele werden in Zypern mit Hin- und Rückspiel ausgetragen. Das Hinspiel konnte der Favorit und aktuelle Tabellenführer der Liga, Apollon Limassol, mit 1:0 für sich entscheiden. Stadtrivale AEL steht in der Liga auf Platz 2 der Abstiegsrundentabelle (In Zypern wird die aus 12 Mannschaften bestehende Liga nach Hin- und Rückspiel in eine 6-köpfige Meisterrunde und eine 6-köpfige Abstiegsrunde geteilt), außer im Pokal wird man diese Saison also nichts nennenswertes erreichen können.

    Trotz der oben beschrieben Umstände gibt es auf beiden Seiten kleine Gruppen welche versuchen, den Support mit Vorsänger und Trommel zu koordinieren. Diese bestehen aus Jugendlichen, die es eher selten schaffen, die ganze Tribüne zum mitmachen zu animieren. Trotzdem - immerhin ist etwas Stimmung im weiten Rund.

    Das Stadion besteht aus zwei überdachten Tribünen an den beiden Geraden. So haben beide Fans je die Hälfte des Stadions für sich. Durch die Laufbahn ist man aber ziemlich weit weg vom Geschehen auf dem Platz.

    Auf dem Platz geht es direkt turbulent los. Nach knapp 8 Minuten ein schöner Pass durch die Schnittstelle auf einen Apollon-Stürmer. Dieser legt den Ball am Torwart vorbei und wird von diesem getroffen. Elfmeter - fordern Fans und Spieler, doch der Schiedsrichter entscheidet zunächst auf Eckball. Auch hier gibt es mittlerweile den VAR, so gibt es dann schlussendlich doch Elfmeter für Apollon. Das Spiel scheint seinen erwarteten Verlauf zu nehmen, auf der Seite der Apollon Fans wird bereits gefeiert. Diese haben ihre Rechnung aber ohne Torwart gemacht, der in bester Daniel Batz Manier nach unten rechts abtaucht und den zu lockeren Schuss parieren kann. Es bleibt beim 0:0, Grund genug für einige AEL Fans ein paar Bengalos zu zünden. Danach passiert nicht wirklich viel, Apollon verwaltet seine Führung aus dem Hinspiel, AEL schafft es nicht zu nennenswerten Chancen zu kommen, es bleibt beim 0:0 zur Pause.

    Die Passivität des Favoriten sollte Bestraft werden. In der 57. Minute reicht eine geniale Aktion der Nummer 13, Bruno Santos, zur 1:0 Führung für AEL. Nach einem Doppelpass dreht er sich um seinen Gegenspieler und überlupft vom Fünfereck Torwart und Verteidiger. Sehr stark und ein schönes Tor, wenn auch mit der ersten wirklichen Chance. Großer Jubel auf der anderen Seite bei den AEL Fans, aber auch die Apollon Fans unterstützen schnell wieder ihre Mannschaft, es war ja schließlich über beide Spiele gesehen erst der Ausgleich.

    Auch danach ist Apollon die überlegene Mannschaft, kommt aber selten wirklich gefährlich vors Tor. Es fallen keine Tore mehr und es geht in die Verlängerung. Gleich zu Beginn dieser dann der nächste Schock für Apollon. Nach einer Grätsche sieht Roby die gelb-rote Karte. Wohl etwas übertrieben, da er eigentlich zuerst den Ball spielt. AEL wittert seine Chance und spielt jetzt besser mit. Wenige Minuten später dann auch tatsächlich das 2:0. Ein Schuss von Papafotis aus 20 Metern wird für den Torhüter unhaltbar abgefälscht. Die AEL Tribüne rastet aus. Man hat den Rückstand aus dem Hinspiel tatsächlich gedreht und steht jetzt vor dem Einzug ins Viertelfinale. Wieder brennen ein paar Bengalos. Apollon scheint mit diesem Tor gebrochen, AEL beherrscht nun das Spiel und hat sogar noch Chancen zum 3:0. Mit der letzten Aktion des Spiels dann plötzlich wieder die Riesenchance für Apollon, doch der Ball fliegt aus 7 Metern über die Latte.

    Somit zieht AEL in die nächste Runde ein, die Fans feiern ihre Mannschaft entsprechend für den tollen Kampf. Auch die Apollon-Fans verabschieden ihre Mannschaft mit Applaus, es sollte heute wohl einfach nicht sein. Immerhin befindet man sich ja auf Meisterkurs in der Liga.

    Wir machen uns auf den Weg in das nächstgelegene griechisch-zyprische Restaurant und trinken die eine oder andere Flasche Bier (welche auf Zypern übrigens die seltsame Größe von 0,63L haben), schließlich gab es leider nichts im Stadion.


    Die Fan-Karte. So kann man den Fußball-Besuch unnötig kompliziert gestalten.

    Das Stadion. Hier ist gerade das 1:0 für AEL gefallen.


    Datum: 02.03.2022 19 Uhr

    Stadion: Tsirion Stadion, Limassol, Zypern

    Ticketpreis: 10€ + 3€ für Fankarte

    Endstand: AEL - Apollon 2:0 n.V.

    Bierpreis: -

  • Moroccan Madness

    Raja Casablanca Heim & Wydad Casablanca Auswärts

    Teil 1: Raja Casablanca - ES Sétif

    Da ich in der Woche zwischen 1860 auswärts und Waldhof daheim etwas Zeit hatte, ging's Sonntag morgen von München (über Lissabon) nach Casablanca. Dort sollte am Sonntag Abend, 21 Uhr Ortszeit der letzte Gruppenspieltag der CAF Champions League zwischen Raja Casablanca und ES Sétif (Algerien) stattfinden. Raja führt die Tabelle mit 3 Punkten und dem deutlich besseren Torverhältnis vor Sétif an, der Dritte und Vierte sind weit abgeschlagen. Es sind also beide bereits für die nächste Runde qualifiziert und auch der Kampf um Platz 1 oder 2 ist eher theoretisch, de facto geht es um gar nichts. Als ich mich gut 3 Stunden vor Spielbeginn im Hotel gemütlich fertig fürs Stadion machen will bin ich dann etwas erstaunt als ich mir im Badezimmer die Instagram-Story von Raja anschaue, in der bereits eine volle Hintertortribüne zu sehen ist. "Naja, wenigstens ist was los" denke ich mir und beeile mich mit der Dusche. Als ich danach an der Rezeption frage, ob man mir ein Taxi bestellen kann lächelt der Rezeptionist und verneint. "Heute ist der erste Tag des Ramadan. Seit Sonnenuntergang arbeitet niemand mehr, alle feiern und essen mit ihren Familien."

    Also mache ich mich zu Fuß in Richtung ca. 4 km entferntem Stadion. Dort, etwa 75 Minuten vor Spielbeginn, angekommen große Hektik. Viele Leute rennen mir entgegen, ich bin etwas verwirrt ob ich mich in der Anstoßzeit vertan habe, gehe aber erstmal weiter in die Richtung, wo ich meinen Eingang vermute.

    Am Eingang angekommen eine gefühlt ewig lange Schlange, welche sich nicht zu bewegen scheint, dafür aber viele Leute die mit dem Sicherheitspersonal diskutieren. Ich frage mit meinem gebrochenen Französisch einen Mann neben mir, ob ich denn hier richtig bin und was denn eigentlich los ist. Er meint, ich soll einfach warten, das wird schon. Etwa 5 Minuten später rennt plötzlich die ganze Schlange los in den Eingang. Die Sicherheits- und Ticketkontrolle besteht darin, den Leuten, welche ihr selbst ausgedrucktes Ticket in der Hand haben, dieses im vorbeilaufen aus der Hand zu reißen. Es scheint also nicht allzu schwer zu sein, ohne Karte ins Stadion zu kommen. Im Block angekommen dann ein unfassbares Gequetsche und Gedränge, das Stadion ist zu diesem Zeitpunkt, gut eine Stunde vor Spielbeginn nicht nur voll, sondern hoffnungslos überfüllt. Die Leute, die mir draußen entgegen gerannt sind, versuchten einfach auf der anderen Seite ihr Glück. Wer kann quetscht sich irgendwo vor oder auf die Sitzschalen, ich erkämpfe mir nach 10 Minuten hin und her drängeln und quetschen irgendwann einen kleinen Teil der Stufe neben dem Aufgang. Ich habe mir übrigens extra ein Ticket der teureren Kategorie auf der Geraden gekauft, das war wohl unnötig wenn sowieso jeder rein rennt der will.

    Das Stadion quillt rundherum schon jetzt über, die Leute klettern über Zäune um vielleicht doch noch irgendwo einen Platz zu finden oder stellen sich einfach ganz oben auf die Mauer, welche einen eigentlich vor dem herunterfallen schützen soll.

    Auf dem Bild sieht man die Leute auf besagter Mauer sitzen und stehen. Die offizielle Zuschauerzahl halte ich für einen Witz. Bild 2 ist nach dem Spiel entstanden. Immer noch sitzen einige gemütlich oben auf der Mauer.


    Die Stimmung ist grandios. Bereits jetzt, lange vor Anpfiff, singt das ganze Stadion, wirklich unfassbar und mit Bildern oder Videos leider schwer rüberzubringen.

    Das Spiel ist nicht wirklich grandios, Raja verschießt in der Anfangsphase einen Elfmeter, dann passiert lange nichts. Raja verwaltet, ohne wirklich gefährlich zu werden, Sétif macht praktisch gar nichts. Irgendwann in der zweiten Halbzeit schießt Raja dann recht unerwartet doch noch ein Tor, welches dann auch das Tor des Tages bleiben sollte. Man hatte aber sowieso nie so wirklich ein Auge für das Geschehen auf dem Platz, die Fans stehlen den Spielern komplett die Show. Es werden vor allem viele mehrstrophige Lieder mit viel Inhalt statt der typischen Schlachtrufe gesungen. Einige Melodien sind ähnlich zu dem, was man auch in Südamerika hört. Ich habe dieses Mal auch ein paar Videos gemacht, um das Geschehen etwas besser einzufangen, werde das ganze bei Gelegenheit auf YouTube hochladen. Bis dahin erstmal noch ein paar Bilder aus dem "Stade Mohammed V"

    Als ich abends wieder im Bett liege fühle ich mich wie nach einer Nacht in der Disco direkt neben der Lautsprecheranlage. Dafür, dass das Stadion nicht überdacht ist, war das wirklich eine unfassbare Lautstärke. Ich komme gerne mal wieder, dann am besten zu einem Spiel in dem es auch noch um etwas geht.


    Datum: 03.04.2022 21 Uhr

    Stadion: Stade Mohammed V, Casablanca, Marokko

    Ticketpreis: 100 MAD (9,40€)

    Endstand: Raja Casablanca - ES Sétif 1:0

    Bierpreis: - (es gab wohl irgendwo Wasser- und Saftflaschen zu kaufen, aber meinen "guten" Stehplatz wollte ich unter keinen Umständen abgeben)

    Einmal editiert, zuletzt von JeanK (23. April 2022 um 02:40) aus folgendem Grund: Kleiner Fehler korrigiert

  • https://youtu.be/-OFZWjOrB8A

    Hier wie versprochen noch ein paar Eindrücke vom Spiel Raja Casablanca vs ES Setif.

    Noch mal zur Erinnerung: Es ging um garnichts.

    Können wir uns ja mal ne Scheibe abschneiden für Samstag Zwickau ;)

    also da es gegen Zwickau, garantiert um Nichts mehr geht

    kann das ja nur Ekstase pur werden im Stadion

    könnte man schaffen mit Frei-Schnaps für ALLE mit Trink-Pflicht für ALLE über 18

    plus diverse Motivations-Tabletten und ab geht es

    Du kannst viele Frauen haben - ABER nur einen Verein

  • Judäische Volksfront oder Volksfront von Judäa?

    Absurdes "Derby" in Rumänien: CS Universitatea Craiova - FC Universitatea Craiova

    alleine die Wappen machen die Absurdität des ganzen deutlich

    Da ich gänzlich ohne Fußball nicht so lange leben kann und ich mir die aktuell laufende WM nicht anschauen möchte schaute ich mich vor ein paar Wochen nach einem Alternativprogramm um. In Europa spielten neben der Serie B in Italien oder der League One in England auch sämtliche Ligen in Rumänien trotz WM weiter. Darauf sollte schlussendlich die Entscheidung fallen und so wurden für insgesamt 30€ Hin- und Rückflug nach Rumänien gebucht. Am Freitag ging es zunächst noch zu den Spielen SR Brasov - Olimpic Zarnesti und Petrolul Ploiesti - Universitatea Cluj.

    Samstag Abend ging es dann nach Craiova, eine Stadt die übrigens auch durch ihren schönen Weihnachtsmarkt zu überzeugen wusste (und Glühwein für umgerechnet 1,50€).

    Der ursprüngliche Verein der Stadt, FC Universitatea Craiova, wurde 2011 vom rumänischen Fußballverband nach mehreren Verstößen gegen Verbandsstatuten ausgeschlossen und 2014 schließlich nach der ohne Spielbetrieb logischerweise folgenden Insolvenz durch ein Gerichtsurteil aufgelöst. 2013 wurde dann mit dem CSU Craiova ein Nachfolgeverein gegründet, welcher in die 2. Liga eingegliedert wurde, direkt wieder aufstieg und seitdem recht erfolgreich im rumänischen Fußball spielt. So gewann man 2018 den rumänischen Pokal und erreichte sechs mal den Europapokal (bzw. die Qualifikationsphase). Einige Fans wollten diesen Verein jedoch nicht als Nachfolger akzeptieren und so wurde im Jahr 2017 der FC Universitatea 1948 neu gegründet und startete in der vierten Liga neu. Es gelang ein schneller Durchmarsch und man kehrte zur Saison 2021/22 wieder in die 1. Liga zurück. Die Fans in der Stadt sind zwiegespalten und so unterstützen beide Vereine etwa die Hälfte der Fans.

    Wer kopiert hier eigentlich wen?

    Im Stadion wirkt das ganze mitunter etwas absurd, beide Fanlager behaupten, Unterstützer des "wahren" Universitatea Craiova zu sein. Zum Vereinslied ist das Stadion einmalig vereint, alle singen mit. Danach herrschen Hass und Rivalität. Beide Fanlager zeigen zu Spielbeginn kleine Choreographien und beginnen danach damit, mit Böllern und Würfen von Pyrotechnik ihren Unmut darüber kundzutun, dass es dieses Duell in der Form überhaupt gibt. Das Spiel ist mehrfach unterbrochen, unteranderem weil das Tornetz einige Brandlöcher abbekommen hat.

    Fahnenchoreo auf der einen und Blockfahne auf der anderen Seite

    Spielunterbrechung, Pyro fliegt quer durch das Stadion

    So dauert die erste Halbzeit insgesamt 68 Minuten. Auf den Rängen haben die "Gäste" des FCU (Peluza Sud Craiova) supporttechnisch die Oberhand, sportlich kontrolliert der CSU in der ersten Halbzeit die Partie ohne jedoch zu Toren zu kommen. In der zweiten Halbzeit ist es dann aber tatsächlich das Team des FCU dem ein Treffer gelingen sollte. Der Gästeblock und vereinzelte Leute auf der Gegengerade brechen in Jubel aus. Als sie später auf 2:0 erhöhen trauen sich noch mehr Fans auf der eigentlich von Heimfans dominierten Gegengerade zu jubeln. Im Gästeblock gibt es sowieso kein halten mehr.

    Torjubel zum 2:0

    So endet dann schlussendlich auch die Partie, danach wirkt alles wie nach einem normalen Derby, die "Gäste" feiern mit ihrer Mannschaft während das Heimteam von seinen Fans eine ordentliche verbale Schelte abbekommt. Mich lässt der Ausflug etwas ratlos zurück, was das ganze eigentlich soll und warum man es hier, wie in Rumänien bei einigen anderen Vereinen auch, nicht schafft die Kräfte und Begeisterung für den eigenen Verein zu bündeln und gemeinsam an den Zielen zu arbeiten. Schließlich ist man ja irgendwie Fan des gleichen Vereins, aber irgendwie eben auch nicht. Ein an sich schöner Fußballausflug, aber mit einem seltsamen Gefühl.


    Datum: 03.12.2022 19 Uhr

    Stadion: Stadionul Ion Oblemenco

    Ticketpreis: 30 Rumänische Lei (6,10€)

    Endstand: CS Universitatea Craiova - FC Universitatea Craiova 0:2

    Bierpreis: - (in Rumänien kein Alkohol im Stadion)

  • hoffentlich nicht... in Rumänien ist das ganze ja leider nichtmal so außergewöhnlich, so hat sich ja beispielsweise der größte Verein des Landes Steaua Bukarest in den "FCSB" und ein neues Steaua Bukarest (aktuell 2. Liga) gespalten. Oder eben auch in Brasov gibt es neben dem von Fans gegründeten SR Brasov auch noch einen von der Stadt wiederbelebten Verein FC Brasov.

  • hoffentlich nicht... in Rumänien ist das ganze ja leider nichtmal so außergewöhnlich, so hat sich ja beispielsweise der größte Verein des Landes Steaua Bukarest in den "FCSB" und ein neues Steaua Bukarest (aktuell 2. Liga) gespalten. Oder eben auch in Brasov gibt es neben dem von Fans gegründeten SR Brasov auch noch einen von der Stadt wiederbelebten Verein FC Brasov.

    in England gäbe es das Beispiel vom "FC United of Manchester" neben "Manchester United"

  • in England gäbe es das Beispiel vom "FC United of Manchester" neben "Manchester United"

    In Leipzig Leutzsch gibt es doch auch neben der wiedergegründeten BSG Chemie einen Verein, ...Leutzsch , welcher anfangs für sich behaupten wollte der legitime Nachfolgeverein zu sein..

    Bitte berichtigt mich wenn ich falsch liege

    Meine Toleranz endet wo euer Fremdenhass beginnt :!: Kein Mensch ist illegal :!:

  • Es gibt nur das Original, Chemie Leipzig, die im Georg Schwarz Sportpark in Leutzsch gespielt haben. BSG und SC Leipzig haben sich später zusammen getan. In der DDR Oberliga stieg Chemie 84/85 ab und verschwand in der Versenkung. Lok Leipzig spielte dagegen bis zum Schluss in der Oberliga. In den Nachkriegsjahren waren in Leipzig auch der ZSG Industrie, Vorwärts, Einheit Ost und Rotation Leipzig aktiv. Alle in der Oberliga. Leipzig war also immer schon eine Fußball Hochburg. Der Brauseverein hat damit nichts zu tun.

    Das ist schon klar .Nach der Wende wurde aus Lok VfB und aus Chemie Sachsen Leipzig.aber im letzten Jahrzehnt waren beide Clubs glaub ich insolvent und werden beide von ihren Fans geführt.aber bei den Grünen splitteteten sich 2 Gruppierungen. So viel ich weiß gründeten die ultras Diablos Leutzsch die "neue" BSG Chemie und die älteren eher national geprägten einen Verein mit Leutzsch im Namen .Und beide stellten Anspruchder legitime Nachfolgeclub zu sein.Die BSG ging runter in die Oberliga und hat sich nach und nach zurück gekämpft. Bei den Lokis( <X ) ging es wohl etwas unkomplizierter zu.die dummen Bullen haben sich ja aus irgendwelchen Clubs fusioniert,die eh niemand kennt

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