Einige weise Männer wussten es bereits im Vorfeld: Es läuft total raus, auf Fortunas Pokalaus! Der FCS schreibt Geschichte. Er schreibt Vereinsgeschichte, er schreibt Pokalgeschichte. Noch nie stand ein Viertligist im Halbfinale! Eine ganze Generation an FCS-Fans wird Zeuge wie der FCS in einer Märchensaison bis ins Halbfinale des nationalen Wettbewerbs vorstößt. Beim letzten Halbfinale waren Viele noch nicht einmal geboren, ist es doch zum ersten Mal seit 1985 in der Vorschlussrunde. 1985 gab es ein 1:0 im Viertelfinale gegen Hannover 96, am Dienstag bot der FCS dafür den ultimaten Thriller.
Von vorne: 6.800 Zuschauer im seit Wochen ausverkauften Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen sahen eine FCS-Mannschaft die im Vergleich zum 5:0-Heimsieg über die TSG Balingen auf drei Positionen verändert wurde: Christopher Schorch, Manuel Zeitz und Gillian Jurcher rückten für Kianz Froese, Jayson Breitenbach und Fabian Eisele in die erste Elf. Erfreulich: Auf der Bank saßen auch José Vunguidica und Sebastian Jacob. Taktisch hatte Kwasniok wieder einen Kniff in der Tasche. Gillian Jurcher startete auf dem linken Flügel, Markus Mendler auf dem rechten Flügel und Tobias Jänicke gab mit Zellner den Angriff, wobei Zellner mehr in die Rolle eines zentralen Mittelfeldspieler rücken sollte. Diese Maßgabe wurde schon früh in der Begegnung obsolet als Uaferro raus musste. Dann ging Zellner in die Innenverteidigung, Froese und Jurcher bildeten den Sturm und die Flügelzange war wieder wie gewohnt.
Die Fortuna hatte schon im Vorfeld Rotation angekündigt und spielte am Ende im Vergleich zum 3:3-Unentschieden gegen Berlin mit vier Veränderungen: Zanka, Zimmer, Morales und Ofiri begannen für Hoffmann, Zimmermann, Berisha und Karaman.
Das Spiel begann erwartungsgemäß. Sprich mit einem Bundesligisten mit viel Ballbesitz und einer klaren Präsenz. Anders als noch gegen den KSC mauerte der FCS sich zu Beginn jedoch nicht hinten ein, sondern war ein mutiger Underdog, stellte die Fortuna im Mittelfeld und in der Offensive zu und versuchte mitzuspielen. Schon früh in der Begegnung hatte die Fortuna zwei starke Gelegenheiten, beide Male parierte Batz. Den ersten Nackenschlag gab es dann nach etwas mehr als einer halben Stunde. Bei Uaferro traten die Probleme von Balingen wieder auf und der Innenverteidiger musste vom Feld. Froese kam und die Positionsrotation begann. Der FCS hatte die wichtige Anfangsphase überstanden, die Fortuna in dieser Phase defensiv gut im Griff und konnte den Bundesligisten bei allem Ballbesitz gut aus dem eigenen Strafraum halten. Erst nach 26 Minuten klärte Müller einen Kopfball auf der Linie, sonst blieben Chancen aus. Im Stile eines echten Underdogs nutzte der FCS dann den ersten echten Konter aus. Jurcher eroberte im Mittelfeld den Ball und setzte Froese ein. Froese ging über 20 Meter, zog vier Abwehrspieler auf sich um im entscheidenden Moment den Querpass auf Jänicke zu spielen ohne den Kopf zu heben! Jänicke alleine vor Kastenmeier, der FCS führt und das Stadion explodiert. Ein Tor aus dem Nichts und die wichtige Führung. Dieser Tor gab Auftrieb und kurz darauf hatte der FCS sogar die Chance auf das 2:0. Kastenmeier konnte einen hohen Ball nicht entscheidend klären, der Lupfer von Jänicke fand das Tor nicht und Jurcher kam einen Schritt gegen Kastenmeier zu spät. Danach kam auch die Fortuna wieder stärker auf, zwei gute Gelegenheiten blieben ungenutzt und der FCS ging mit der Führung in die Pause. Nach der Pause bestimmte dann zunächst der FCS die Begegnung. Man stand hoch, drückte Düsseldorf teilweise hinten rein und suchte das 2:0, lief dabei aber auch in einen Konter. Batz lenkte den Schuss von Ofori an den Pfosten. Der FCS hatte nach einer Stunde einen guten Abschluss durch Jurcher. Danach zog sich der FCS zurück und setzte wieder vollends auf Konter beziehungsweise tat alles um sich den wütenden Angriffen der Düsseldorfer zu erwehren. Man warf sich in jeden Ball, quälte sich Meter und Meter und elf Mann mit dem überragenden Daniel Batz als Krönung verteidigten das FCS-Tor mit "Messern zwischen den Zähnen". So vergingen nun die Minuten. Düsseldorf machte, drückte, spielte und griff an und der FCS warf alles dazwischen und hatte auch das nötige Glück in den Aktionen. Es war eine brutale Abwehrschlacht und mit jeder Minute kam der FCS der Sensation näher. Kwasniok brachte nach 78 Minuten Sebastian Jacob für Markus Mendler ins Spiel. Der Torjäger feierte sein Comeback und sollte Bälle in der Offensive klemmen, denn die Entlastung ging dem FCS in dieser Phase komplett ab. In der nächsten Aktion kam mit Golley für Jurcher die nächste frische Kraft, Golley sortierte sich auf dem rechten Flügel ein. Zwei Minuten nach diesem Wechsel traf Zeitz seinen Gegenspieler am Fuß und es gab Elfmeter für Düsseldorf. Batz fischte das Ding von Hennings als Foreshadowing und ließ den Glauben weiter wachsen, zumal der FCS nun auch wieder einige kleinere Phasen mit Ballbesitz für sich verbuchen konnte und die Spielzeit sich dem Ende zuneigte. In der letzten regulären Minute dann der Nackenschlag: Ecke Fortuna, Kopfballverlängerung des Torwarts und Zanka trifft per Kopf über Schorch hinweg. Einer von 15 Ecken und das erste Gegentor unter Kwasniok. Es schien der KO-Schlag zu sein, doch der FCS wuchs einmal mehr über sich hinaus. Es ging in die Verlängerung und dort war auf einmal der FC die bessere Mannschaft und bestimmte das Spiel. In der kompletten Verlängerung gab es keine richtige Torgelegenheit für die Fortuna sondern maximal Halbchancen. Auch der FCS hatte nur eine richtige Chance aus dem Spiel heraus: Nach einer Flanke verpasste Jacob um Zentimeter den Ball und damit die erneute Führung. Der FCS strahlte jedoch Gefahr aus und hatte noch einige Halbchancen. In der 120.Minute lag dann noch mal der Siegtreffer in der Luft. Golley bekam in zentraler, perfekter Positionen einen Freistoß zugesprochen. Sein Versuch landete knapp neben dem Tor. Ansonsten hatte Kwasniok nach 110 Minuten noch Stephan Andrist bei seinem FCS-Debüt gebracht. Er kam für den ausgelaugten Perdedaj. 120 Minuten großer Pokalfight endeten Unentschieden. Wie schon gegen Karlsruhe musste das Elfmeterschießen herhalten. Wieder ging es auf die FCS-Kurve und die Dramatik setzte dem kompletten Spiel die Krone auf. 20 Schützen wurden benötigt bis die Entscheidung feststand, am Ende hatten alle Feldspieler beider Mannschaften einen Elfmeter geschossen und der Vorteil wogte hin und her. Lange Zeit hatte die Fortuna die besseren Karten, im Shoot-Out war es dann regelmäßig der FCS. Am Ende lief Zanke an, Batz parierte seinen vierten Elfmeter (was vielleicht sogar Rekord im DFB-Pokal sein könnte) in diesem Drama und machte die Sensation perfekt.
Was für eine Dramatik, was für ein Spiel, was für ein Elfmeterschießen. Es sind diese Spiele weswegen man den Fußball so liebt. Unter dem Strich ist es ein glücklicher Sieg für den FCS. Alleine durch die Entscheidung im Elfmeterschießen braucht man das Glück auch. Und auch wenn man die 120 Spielminuten betrachtet war die Fortuna die aktivere Mannschaft, die Mannschaft mit mehr Torchancen und sie waren die stärkste Mannschaft die im diesjährigen Pokal hier angetreten sind. Das war eine gute Leistung und umso höher ist der Auftritt des FCS zu bewerten. Mit der Art und Weise wie man aufgetreten ist, wie man diese 120 Minuten absolviert hat und wie viel man auf dem Platz gelassen hat ist der Sieg zwar glücklich, aber auch nicht komplett unverdient. Alleine was die Mannschaft Defensiv geleistet hat verdient den allerhöchsten Respekt und man war am Ende über 120 Minuten auf Augenhöhe mit einem guten Bundesligisten. In der Verlängerung als man eigentlich hätte tot sein müssen nach dieser zweiten Halbzeit hat man noch mal zugelegt und war die aktive Mannschaft. Das spricht für die Moral der Mannschaft nach dem Nackenschlag in letzter Minute und für das Selbstvertrauen. Man ist einmal mehr über sich hinausgewachsen und es war kein reines Mauern sondern man hat auch selbst spielen wollen und selbst agieren wollen. Dieser Fight musste belohnt werden. Aus einer sensationellen Mannschaftsleistung in der jeder Spieler seinen Teil beigetragen hat ragt natürlich Daniel Batz heraus. Fünf gehaltene Elfmeter sind Wahnsinn und es sind nicht nur die Elfmeter gewesen. Auch im Spiel war er der Rückhalt und hat ein Weltklasse Spiel ohne Fehler gezeigt. So einen Rückhalt brauchst du in einem solchen Spiel einfach. Ansonsten fehlen die Superlativen um die Leistung der Mannschaft in entsprechender Art und Weise zu würdigen. Vier DFL-Clubs wurden in Folge eliminiert. Es ist der absolute Wahnsinn. Das Halbfinale im April stellt nun das nächste große Highlightspiel dar. Es wird das größte Spiel der letzten Jahrzehnte und was vor dem gestrigen Spiel noch so weit weg war scheint plötzlich gar nicht mehr so weit weg. Es heißt Olympiastadion und liegt in Berlin. Und auch die Unterstützung des Stadions war gestern wieder so wie es sein sollte und nicht so wie noch gegen Karlsruhe. Das hat sich von Beginn an wie Pokal und Highlight angefühlt! Am Ende muss dies mit dem Laufe des Mittwochs aber wieder komplett in den Hintergrund treten. Bereits am Samstag geht es in der Regionalliga nach Walldorf. Man hat extrem viel Kraft gelassen im Pokal und muss nun so gut es geht regenerieren und dann muss dieses Mal auch die Euphorie die geschundenen Knochen zum Auswärtssieg tragen. Es geht um den Aufstieg und wenn wir dieses langersehnte Ziel im Mai erreichen darf man auch diese wahnsinnige Pokalsaison noch mal richtig abfeiern!